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Prüfung von Kernkompetenzen bei fortgeschrittenen Medizinstudierenden mit einem Test für Flugschulanwärter*innen [Bericht über Forschungsergebnisse]
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Veröffentlicht: | 19. September 2018 |
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Problemstellung/Ziele: Kommunikation, Führung, Beanspruchbarkeit, Regelorientierung und Zusammenarbeit gehören zu den Kernkompetenzen für professionelles ärztliches Verhalten. Neben fachlicher Expertise gehören sie auch zum Profil von Flugzeugpilot*innen. Anwärter*innen für die Flugschule müssen zur Aufnahmeauswahl ein Assessment Center durchlaufen, in dem diese Kernkompetenzen getestet werden. Unser Ziel war es, diese Kernkompetenzen von Medizinstudierenden im Assessment Center der Flugschule zu testen.
Methoden: Siebenundsechzig fortgeschrittene Medizinstudierende der Universitäten Hamburg, Oldenburg und der TU München absolvierten den validierten Group Assessment Performance (GAP)-Test beim Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum in Hamburg. In den Testaufgaben wurden Führung, Zusammenarbeit, Beanspruchbarkeit, Aufmerksamkeit, Kommunikation und Regelorientierung in verschiedenen Aufgaben auf einer 6-stufigen Skala (1: sehr niedrige Ausprägung bis 6: sehr hohe Ausprägung) von geschulten Beobachtern bewertet. Die Ergebnisse wurden mit der Merkmalsausprägung dieser Kompetenzen bei 117 aufgenommenen Flugschüler*innen verglichen.
Ergebnisse: Die Medizinstudierenden zeigten signifikant höhere Bewertungen als aufgenommene Flugschüler*innen für Regelorientierung (p<0,001; d=0,63) und Kommunikation (p<0,01; d=0.62), aber signifikant niedrigere Bewertungen für Zusammenarbeit (p<0,001; d=0,77), Beanspruchbarkeit (p<0,001; d=0,70) und Aufmerksamkeit (p<0,001; d=1,31). Für Aufmerksamkeit erreichten Medizinstudierende nicht die für eine Aufnahme in die Flugschule erforderliche Bewertung, jedoch zeigten Studierende im 10. Semester signifikant höhere Bewertungen als Studierende im Praktischen Jahr (PJ) (p<0,02; d=0,58). Für alle Kompetenzen finden sich keine Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Studierenden bzw. zwischen einem vertikal-integrierten und einem nicht vertikal-integrierten Curriculum.
Diskussion/Schlussfolgerungen: Aufgrund dieser Ergebnisse und der Bedeutung der Kernkompetenzen für die ärztliche Tätigkeit scheint ihre curriculare Integration erforderlich. Das schlechtere Abschneiden der Medizinstudierenden und die Abnahme der Aufmerksamkeit vom 10. Semester zum PJ müssen weiter untersucht werden.