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Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ)

20.09. - 23.09.2017, Münster

Frauen in Kardiologiebüchern sind „besonders“, „atypisch“ oder nicht erwähnenswert – Analyse der Darstellung von Frauen in kardiologischen Lehrbüchern von 2008-2012 am Beispiel des Herzinfarkts

Meeting Abstract

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Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Münster, 20.-23.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc330

doi: 10.3205/17gma330, urn:nbn:de:0183-17gma3304

Veröffentlicht: 24. November 2017

© 2017 Hiltner et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Fragestellung: Kardiovaskuläre Erkrankungen sind noch immer die häufigste Todesursache von Frauen, obwohl der Herzinfarkt auch bezüglich seiner geschlechterspezifischen Unterschiede bereits umfangreich erforscht wurde. Aufbauend auf Studien in Schweden und den Niederlanden wurden deutschsprachige Kardiologiebücher auf eine gleichberechtigte Darstellung der Geschlechter hinsichtlich des Herzinfarktes untersucht.

Material/Methoden: Bei Auswahl der Bücher wurden jüngere Veröffentlichungen (2008-2012) ausgewählt, die in wenigstens einem Drittel der deutschen medizinischen Universitätsbibliotheken vorhanden waren. Unter Berücksichtigung der Sexismus-Kategorien von Margrit Eichler (Androzentrismus/ Überverallgemeinerung, Geschlechterinsensibilität, doppelter Bewertungsmaßstab) wurden die Abschnitte über den Herzinfarkt qualitativ mit Hilfe der vorgenannten Kategorien analysiert. Die Untersuchung wurde durch die Erfassung von quantitativen Daten (Autor_innen, Verlage, Umfang, Präsenz in Bibliotheken, Zählung generisch maskuliner Bezeichnungen) ergänzt.

Ergebnisse: Dabei zeigte sich, dass die untersuchten Bücher insgesamt nur unzureichend auf Frauen als Herzinfarktpatientinnen eingehen und Erkenntnisse der Gendermedizin nicht gleichberechtigt dargestellt werden. Es werden Geschlechterstereotype (u.a. „störrische Männer“ und „fürsorgliche Frauen“) und androzentrische Sichtweisen („atypische Symptome“, „besondere Patientengruppen: chronisch Niereninsuffiziente, Diabetiker und Frauen“) reproduziert und Geschlecht als wichtige und potentiell lebensrettende Kategorie, unterbewertet.

Diskussion/Schlussfolgerung: Die Ergebnisse fordern dazu auf, die medizinische Perspektive auf Körper und Geschlecht zu hinterfragen, sowie deren Darstellungen in Lehrmitteln zu aktualisieren.