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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

14.09. - 17.09.2016, Bern, Schweiz

Visuelles Feedback für Medizinstudierende beim Erlernen der endotrachealen Intubation: eine sinnvolle Ergänzung zum gängigen Simulatortraining?

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Gunther Hempel - Leipzig, Deutschland
  • Daisy Rotzoll - Leipzig, Deutschland
  • Andreas Weissenbacher - Leipzig, Deutschland
  • Hermann Wrigge - Leipzig, Deutschland
  • Wolfgang Heinke - Mittweida, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Bern, 14.-17.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocP5-604

doi: 10.3205/16gma339, urn:nbn:de:0183-16gma3391

Veröffentlicht: 5. September 2016

© 2016 Hempel et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Simulatoren spielen eine zunehmende Rolle beim Erlernen praktischer Fertigkeiten im Bereich Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin [1]. Immer komplexere Modelle werden entwickelt, wobei unklar ist ob die Vielzahl der gelieferten Informationen gerade bei Studierenden nicht eher zu einer Überforderung führt. Diese Frage sollte an einem neu entwickelten Atemwegssimulator untersucht werden.

Methoden: 299 Studierende des 4. Studienjahres wurden in die prospektive Untersuchung eingeschlossen. Für das Training wurde ein Atemwegssimulator (Difficult Airway Management Simulator; Kyoto Kagaku Co. Ltd.) verwendet, der über einen separaten Bildschirm ein zusätzliches Feedback zum Ablauf der Intubation liefert. Die Studierenden wurden in 2 Gruppen randomisiert und jeweils in Tutorien mit maximal 5 Teilnehmern 60 min standardisiert geschult. Dabei wurde nur in einer Gruppe das zusätzliche Feedback im Kursablauf genutzt. Während der Schulung erfolgte zu 3 Zeitpunkten (nach der theoretischen Einführung; nach der praktischen Demonstration; nach dem praktischen Training) die Erfassung der kognitiven Belastung [2]. Die Datenanalyse erfolgte mittels t-Test für unabhängige Stichproben, bzw. mit dem Test nach Friedman.

Ergebnisse: 38,1% der Studierenden waren männlich (n=114) und 61,9% weiblich (n=185). 49,8% trainierten mit zusätzlichem visuellen Feedback (n=149) und 50,2% (n=150) ohne. 22,8% (n=68) konnten bereits vor dem Training praktische Erfahrung in der Intubation sammeln. Die kognitive Belastung nahm in beiden Gruppen zwischen den einzelnen Messzeitpunkten zu (p<0,05). Einzig beim dritten Messzeitpunkt fand sich ein signifikanter Unterschied zwischen beiden Gruppen (p=0,008). Betrachtet man die Subgruppe der Studierenden mit Intubationserfahrung, zeigten sich zu keinem Zeitpunkt signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen.

Diskussion: Das zusätzliche Feedback hat während des Trainings keinen Einfluss auf die kognitive Belastung von Studierenden mit Intubationserfahrung. Es zeigt sich jedoch eine zusätzliche kognitive Belastung, wenn Studierende die Fertigkeit komplett neu erlernen.

Take home message: Anfänger sollten zunächst an einfachen Simulatoren trainieren und komplexe Feedbacksysteme erst im weiteren Verlauf nutzen.


Literatur

1.
Reifferscheid F, Marung H, Breuer G, Kunz T, Skorning M, Harding U, Beckers SK, Ilper H, Fischer M, Gräsner JT. Böttiger B. Novellierung der Muster-Weiterbildungsordnung: Zusatzweiterbildung Notfallmedizin. Anästh Intensivmed. 2015;56:729-733.
2.
Paas F. Training strategies for attaining transfer of problemsolving skills in statistics: A cognitive load approach. J Educ Psychol. 1992;84(4):429–434. DOI: 10.1037/0022-0663.84.4.429 Externer Link