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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

14.09. - 17.09.2016, Bern, Schweiz

Prüfungsangst ist kein Prädiktor für akademischen (Miss)Erfolg im Medizinstudium

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Henry Hahn - Rostock, Deutschland
  • Peter Kropp - Rostock, Deutschland
  • corresponding author Brigitte Müller-Hilke - Rostock, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Bern, 14.-17.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocV4-521

doi: 10.3205/16gma109, urn:nbn:de:0183-16gma1093

Veröffentlicht: 5. September 2016

© 2016 Hahn et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Im vorklinischen Studienabschnitt der Humanmedizin werden von den Studierenden wiederkehrend hohes Lernaufkommen, großer Zeitdruck und Prüfungsstress kritisiert. Gleichzeitig beschreibt die Literatur überdurchschnittlich häufig Depressionen und Angstzustände bei Medizinstudenten, deren Ursachen bisher ungeklärt sind [1]. Wir haben deswegen die Frage gestellt, inwieweit sich Prüfungsangst, Depressivität und akademischer Erfolg gegenseitig beeinflussen.

Methoden: 48 Studierende des 4. Fachsemesters wurden für diese deskriptive Studie rekrutiert. Zu Beginn des Semesters wurden sie mittels standardisierter Fragebögen zur Zufriedenheit im Medizinstudium (Anforderungs-Kontrolle und Gratifikation) sowie zu ihrer Angst als Eigenschaft (STAI-T) und zur Depressivität (BDI-II) befragt. Darüber hinaus wurden ein Mehrfach-Wortwahl-Intelligenztest (MWT-A) und der Regensburger Wortflüssigkeitstest (RWT) durchgeführt und die Basiswerte für Puls, Blutdruck und Cortisol im Speichel erhoben. Unmittelbar vor der Klausur und vor der mündlichen Prüfung im Fach Physiologie wurde der akute Angstzustand (STAI-S) abgefragt und Puls, Blutdruck und Cortisol gemessen. Als akademischer Erfolg wurden die mittlere Leistung des vorherigen Semesters sowie das aktuelle Klausurergebnis im Fach Physiologie gewertet.

Ergebnisse: Mündliche Prüfungen induzieren höhere Prüfungsangst als schriftliche, allerdings prognostiziert akute Prüfungsangst weder akademischen Erfolg noch korreliert sie mit Depressivität, sondern sie ist eng mit Gratifikationskrisen verknüpft. Gleichwohl korreliert der Mangel an Wertschätzung mit Depressivität und mit Angst als Eigenschaft. Letztere steht in enger Beziehung zur Überforderung und akademischem Misserfolg.

Diskussion: Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die zunehmende Depressivität unter Studierenden der Humanmedizin weniger aus akuter Prüfungsangst oder akademischem Misserfolg resultiert, sondern mit mangelnder Wertschätzung im Zusammenhang steht.


Literatur

1.
Dyrbye LN, Thomas MR, Shanafelt TD. Systematic review of depression, anxiety, and other indicators of psychological distress among U.S. and Canadian medical students. Acad Med. 2006;81(4):354-373. DOI: 10.1097/00001888-200604000-00009 Externer Link