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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

14.09. - 17.09.2016, Bern, Schweiz

Effekte eines Evaluationstrainings auf das Ausfüllverhalten von Studierenden bei der Evaluation der medizinischen Lehre

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Katharina Dreiling - Universitätsmedizin Göttingen, Abteilung Kardiologie & Pneumologie, Göttingen, Deutschland
  • Sarah Schiekirka - Universitätsmedizin Göttingen, Studiendekanat, Göttingen, Deutschland
  • Sven Anders - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Nicole von Steinbüchel - Universitätsmedizin Göttingen, Institut für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Göttingen, Deutschland
  • Tobias Raupach - Universitätsmedizin Göttingen, Abteilung Kardiologie & Pneumologie, Göttingen, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Bern, 14.-17.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocV41-290

doi: 10.3205/16gma055, urn:nbn:de:0183-16gma0559

Veröffentlicht: 5. September 2016

© 2016 Dreiling et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Studentische Lehr-Evaluationen sind vielfachen Störfaktoren unterworfen (z.B. Halo-Effekte), die die Validität der Evaluations-Ergebnisse einschränken. Ziel dieser Studie war es, den Effekt eines systematischen Evaluationstrainings auf das studentische Verhalten beim Ausfüllen von Evaluationsbögen zu untersuchen.

Methoden: In einem Pre-Posttest-Design wurden die Ratings einer Interventionsgruppe, die ein 90-minütiges Training über typische Beurteilungsfehler in der Evaluation erhielt, mit den Ratings einer Kontrollgruppe verglichen. Die Studierenden bewerteten vor und nach dem Training zwei unterschiedliche Lehrende (Dozent 1: unsympathisch; Dozent 2: sympathisch) in kurzen Videosequenzen von Lehrsituationen. Die Bewertung erfolgte mit Hilfe eines validierten Fragebogens (10 Items, maximal 50 Punkte).

Ergebnisse: 191 Studierende erklärten sich freiwillig bereit, an der Studie teilzunehmen. Vor dem Training war die Übereinstimmung zwischen den Bewertungen der Interventions- und Kontrollgruppe hoch (Dozent 1: 22,6±5,5 vs. 23,0±5,1; Dozent 2: 40,1±4,3 vs. 38,6±4,7; d<0,3). Nach dem Training waren die studentischen Ratings signifikant positiver für Dozent 1 (Intervention: 27,3±4,6; Kontrolle: 23,4±4,7; d=0,83; p<0,001) und leicht negativer für Dozent 2 (35,8±4,2 vs. 37,5±5,1; d=0,37; p=0,013).

Diskussion: Durch das Training konnten insbesondere negative Halo-Effekte reduziert werden. Positive Halo-Effekte wurden ebenfalls reduziert, aber im geringeren Maße. Eine Stärke der Studie ist das randomisierte Design. Folgestudien sollten die langfristigen Effekte des Trainings auf studentische Evaluationen unter realen Lehrbedingungen untersuchen.

Take home message: Ein wenig aufwendiges Evaluationstraining für Studierende reduziert negative Halo-Effekte. Durch eine differenziertere Evaluation kann der evtl. demotivierende Charakter von Evaluationen für Lehrende reduziert werden.


Literatur

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