gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

14.09. - 17.09.2016, Bern, Schweiz

„Die einen können nicht rechnen, die anderen können kein Blut sehen“ – Ergebnisse einer interdisziplinären Forschungsgruppe zur Notwendigkeit ökonomischer Inhalte im Medizinstudium in Deutschland

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Esta Kruppa - Bochum, Deutschland
  • corresponding author presenting/speaker Madita-Agnetha Lipski - Bochum, Deutschland
  • Mara Hohmann - Bochum, Deutschland
  • Marco Knoll - Bochum, Deutschland
  • Jana Schleidgen - Bochum, Deutschland
  • Elena Katerintchouk - Bochum, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Bern, 14.-17.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocV38-490

doi: 10.3205/16gma051, urn:nbn:de:0183-16gma0519

Veröffentlicht: 5. September 2016

© 2016 Kruppa et al.
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Gliederung

Text

Im Gesundheitswesen haben Kostendruck und ökonomische Faktoren einen immer größeren Einfluss, was zunehmend das Arbeitsumfeld von Ärzten prägt und deren Auseinandersetzung mit medizinethischen Fragen erfordert. Obwohl wirtschaftliche Themen im ärztlichen Berufsalltag von steigender Relevanz sind, sind sie im Medizinstudium nach wie vor unterrepräsentiert. Wie bewerten Chef- und Oberärzte die ökonomische Ausbildung von angehenden Medizinern im Hinblick auf die spätere Tätigkeit?

Zur Beantwortung dieser Frage wurden im Rahmen eines interdisziplinären Lehrforschungsprojektes Experteninterviews geführt. Befragt wurden Chef- und leitende Oberärzte unterschiedlicher Kliniken aufgrund ihrer Erfahrungen mit wirtschaftlichen Anforderungen an Ärzte und Entscheidungsträger. Es erfolgte eine qualitative Interviewanalyse nach Mayring mit induktiver Kategorienentwicklung und deduktiver Kategorienanwendung unter Nutzung der Software MAXQDA.

Die interviewten Chef- und Oberärzte bemängelten das Fehlen wirtschaftlicher Kompetenz in der medizinischen Ausbildung und die daraus resultierenden, besonders zu Berufsbeginn im Krankenhausalltag auftretenden Konflikte im Umgang mit ökonomischen Aufgabenfeldern. Seit Einführung des sich stetig wandelnden DRG-Systems wurde ein Zuwachs nichtärztlicher, bürokratischer Tätigkeiten beobachtet. Aufgrund der mangelnden ökonomischen Expertise der „nicht rechnen könnenden“ Ärzte und der schlechten Kooperation mit der Krankenhausverwaltung, die „kein Blut sehen kann“, wurde das Verhältnis von Medizin und Ökonomie als Spannungsfeld wahrgenommen: Die Ökonomie als übermächtiger Zwang sei dennoch eine wichtige Basis ärztlichen Handelns.

Die Implementierung ökonomischer Inhalte in das Medizinstudium wäre zur Sensibilisierung und Vorbereitung, um mündig gegenüber der kaufmännischen Führung zu agieren, vorteilhaft – auch um einen reflektierten, informierten Umgang von Medizinern mit wirtschaftlichen Anforderungen im Krankenhausalltag zu fördern.