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Global Health und Tropenmedizin an der Universitätsmedizin Greifswald – Evaluation eines studentisch organisierten Wahlpflichtfachs
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Veröffentlicht: | 31. August 2015 |
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Fragestellung/Einleitung: Global Health und Tropenmedizin sind für viele Studierende von großem Interesse, nicht zuletzt wegen hoher Mobilität im Rahmen von Praktika [1], [2]. Dennoch gibt es an den medizinischen Fakultäten im deutschsprachigen Raum kaum entsprechende Lehrangebote [1]. Um dies an der Universitätsmedizin Greifswald zu ändern, organisiert die Studierendengruppe Medizin&Menschenrechte seit dem Studienjahr 2012/13 das klinische Wahlfach Global Health und Tropenmedizin.
Ziel dieses Wahlfachs ist es, die Aufmerksamkeit auf politische, soziale, wirtschaftliche, Umwelt- und historische Aspekte von Gesundheit und Versorgung zu richten, die in der Ausbildung ansonsten nicht oder kaum thematisiert werden. Durch den thematisch eher in die Breite als in die Tiefe gehenden Ansatz möchten wir in erster Linie dazu anregen, neue Fragen zu stellen, und Anknüpfungspunkte zur Suche nach Antworten bieten.
Wir wollten erfahren, ob und inwiefern diese von vornherein an der Thematik interessierten Studierenden ihrer eigenen Auffassung nach in ihrem Denken und Handeln durch das Wahlfach geprägt wurden.
Methoden: Den Studierenden wurde 8 bzw. 20 Monate nach Ende des Wahlfachs der Link zu einem Onlinefragebogen zugeschickt. Es waren Fragen zum eigenen Lernerfolg, zum Aufbau des Wahlfachs, der Einbettung an der UMG sowie zu Auslandserfahrungen und Demographie auf fünfstufigen Likert-Skalen, im Mehrfachwahlformat und als Freitext zu beantworten.
Ergebnisse: Es beteiligten sich 72% der angeschriebenen 32 Studierenden, unter diesen 23 waren beide Jahrgänge etwa gleich stark vertreten.
Während 35% schon vor der Teilnahme am Wahlfach im Ausland medizinisch tätig war, planten 57% bereits vor der Teilnahme einen späteren Auslandsaufenthalt, weitere 22% geben an, durch das Wahlfach dazu motiviert worden zu sein. Mindestens auf Englisch können 68% ohne Dolmetscher medizinisch arbeiten.
Im Umgang auch mit Patienten in Deutschland profitiert zu haben, geben 39% an, 78% berichten, dass ihr Blick auf die Medizin sich über Diagnose und Therapie von Krankheiten hinaus erweitert habe. Außerdem haben 74% in anderer Hinsicht profitiert, wobei sie v.a. die produktiven Unterrichtsgespräche und den neuen Blick auf Situationen in Deutschland im globalen Zusammenhang hervorheben.
Im regulären Curriculum sehen die Studierenden Aspekte von Tropenmedizin und Global Health nicht ausreichend vermittelt, aber nur 22% wären für die Einführung von Pflichtunterricht in diesen Bereichen.
Diskussion/Schlussfolgerung: Das neuinitiierte Wahlfach konnte im bisherigen Verlauf positiven Einfluss auf Studierende ausüben und Grundkenntnisse und Motivation für ein bewussteres medizinisches Denken und Handeln vermitteln. Auch anhand dieser Rückmeldungen wird es weiterentwickelt und wir hoffen, zukünftigen Wahlfachgruppen noch wirksamer einen fundierten Einstieg in die Thematik zu ermöglichen.
Literatur
- 1.
- Bozorgmehr K, Schubert K, Menzel-Severing J, Tinnemann P. Global Health Education: a cross-sectional study among German medical students to identify needs, deficits and potential benefits (Part 1of 2: Mobility patterns& educational needs and demands). BMC Med Educ. 2010;10:66. DOI: 10.1186/1472-6920-10-66
- 2.
- Rowson M, Smith A, Hughes R, Johnson O, Maini A, Martin S, Martineau F, Miranda JJ, Pollit V, Wake R, Willott C, Yudkin JS. The evolution of global health teaching in undergraduate medical curricula. Global Helth. 2012;8:35. DOI: 10.1186/1744-8603-8-35