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„Anamnesegruppen“ – ein interprofessionelles Wahlfach der Skills-Labs Bochum für Studierende der vorklinischen Medizin sowie der Psychologie
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Veröffentlicht: | 31. August 2015 |
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Fragestellung/Einleitung: Ausgehend von einer studentischen Initiative findet im Rahmen der Skills-Lab-Angebote seit WS 2012 das vorklinische Wahlfach „Anamnesegruppe“ nach dem Modell Uexkülls (1969) statt. Kernpunkt der Seminartermine mit dem Leitbild eines bio-psycho-sozialen Verständnisses von Gesundheit und Medizin, ist ein Anamnesegespräch mit einem stationären Patienten.
Dem Wunsch der Tutoren entsprechend bieten die Skills- Labs seit SS 2014 das interprofessionelle, studentische Lehrangebot „Anamnesegruppe für Studierende der Medizin und der Psychologie“ an.
Es werden neben der Frage nach der Rolle einer interprofessionellen Ausrichtung in den beschriebenen Lehrveranstaltungen folgende Aspekte beleuchtet: die Umsetzung eines solchen praxisorientierten Lehrangebotes zusätzlich zum curricularen Pflichtangebot, der Lernerfolg und dessen berufsbezogene Relevanz sowie die Vor- und Nachteile einer studentische Lernumgebung.
Methoden: Vor dem Hintergrund der Lernziele Lernen und Vertiefen einer systematischen und sicheren Anamnese, Abbau bestehender Hemmungen, Ängste oder Unsicherheiten, Verbesserung der Selbst- und Fremdwahrnehmung sowie Reflexionsfähigkeiten und Anwendung des bio-psycho-sozialen Modells findet tutorengeleitet das Seminar semesterbegleitend oder als Block in somatischen, psychiatrischen sowie psychosomatischen Universitätskliniken der Ruhr-Universität statt.
Inhalte sind neben dem Patientengespräch vorbereitende Übungen, Feedback, Nachbesprechung, Diskussionen und themenbezogene Lerneinheiten, die studentisch oder durch Fachärzte unterstützt durchgeführt werden. Unterstützt wird der Lernprozess durch die Erstellung eines Portfolios sowie einer E-Learning Plattform. Mittels Prä- und Post-Erhebungen wird evaluiert.
Ergebnisse: Die Tutorien wurden mit einer Gesamtzufriedenheit von 1,3 bewertet.
Die Durchführung mit studentischen Tutoren wurde mit 1,3 evaluiert. Alle Teilnehmer schäzten die Möglichkeit sehr, durch den Kurs in frühen Semestern in Kontakt mit Kliniken und Patienten zu treten – die Erwartungen wurden zu 100% als „erfüll““ bewertet. In der Selbsteinschätzung der Teilnehmer verbesserte sich die Fähigkeit, Anamnesegespräche zu führen prä-/post-evaluativ im Mittel von 3,7 auf 2,3 (in Schulnoten).
Die interprofessionelle Zusammensetzung erlebten die Teilnehmer vor allem durch den zusätzlichen „Blickwinkel“ als bereichernd. Weiter wurde so ein direkter Anwendungsbezug des bio- psycho-sozialen Modells hergestellt, was einen effektiven Theorie-Praxis-Transfer ermöglichte.
Diskussion/Schlussfolgerung: Dank der positiven Evaluationsergebnisse konnte das einstige Initiativprojekt in den Wahlfachangeboten der Fakultäten für Medizin und Psychologie (Optionalbereich) verstetigt werden.
Die Tutoren erleben diese Arbeit als persönliche Bereicherung mit eigenem Interesse, die Studieninhalte durch diesen Kurs zu erweitern und ihn langfristig als reguläres Wahlfach zu etablieren. Dabei ist zu beobachten, ob sich nach erfolgreicher Integration Individualität und Charakteristika dieses Kurses verändern [1], [2].
Literatur
- 1.
- Adler RH, Herzog W, Joraschky P, Köhle K, Langewitz W, Söllner W, Wesiack W. Uexküll Psychosomatische Medizin, Theoretische Modelle und klinische Praxis. 7.Auflage. München: Urban & Fischer; 2012.
- 2.
- Die Grazer Anamnesegruppe. POM - Patientenorientierte Medizinerinnenausbildung: Jahresband 14. Frankfurt/Main: Mabuse-Verlag GmbH; 1996.