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Implementierung eines interdisziplinären Untersuchungs-OSCE – Targeted Needs Assessment für die Neustrukturierung des Untersuchungskurses an der medizinischen Fakultät Bonn
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Veröffentlicht: | 31. August 2015 |
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Fragestellung/Einleitung: Die körperliche Untersuchung gehört zu den Kernkompetenzen, die durch das Medizinstudium vermittelt werden sollen. Trotz Implementierung eines interdisziplinären zweisemestrigen Untersuchungskurses an der medizinischen Fakultät Bonn vor einigen Jahren beherrschen die Studierenden zentrale Untersuchungskonzepte und -fertigkeiten am Ende des Studiums nur unzureichend, bestätigt durch die zentrale Evaluation. Eine Umstrukturierung des Untersuchungskurses ist daher zwingend erforderlich, jedoch inhaltlich, organisatorisch sowie politisch schwierig umsetzbar. Im Rahmen der Studie soll ein formativer interdisziplinärer Untersuchungs-OSCE (objective structured clinical examination) als bewährtes reliables und valides Instrument implementiert und dadurch eine objektive Bewertung der Studierenden nach Durchlaufen des Kurses hinsichtlich ausgewählter spezifischer Untersuchungskompetenzen ermöglicht werden [1], [2]. Durch Darstellung des Ist-Zustands im Sinne eines Targeted Needs Assessments nach Kern sollen aus den Ergebnissen des OSCE gezielte Folgerungen für eine zukünftige Neustrukturierung des Kurses abgeleitet und nach entsprechender Umstrukturierung der Lernerfolg der Studierenden mit Hilfe des OSCE reevaluiert werden [3].
Methoden: Nach Gründung einer Expertengruppe bestehend aus VertreterInnen der 16 am Kurs beteiligten Fachbereiche wurde der OSCE konzipiert und jeweils organbezogen klassische Untersuchungsabläufe definiert. Die Stationen einschließlich Rater-Bögen (Checklisten-Rating) wurden durch die jeweiligen Fachbereiche sowie den Autor erstellt und die PrüferInnen im Vorfeld geschult. Untersucht wurde an gesunden Probanden. Der OSCE wurde unmittelbar nach Durchführung quantitativ evaluiert und mittels deskriptiver Statistik ausgewerte, die Ergebnisse veröffentlicht und Aspekte der Weiterentwicklung von Untersuchungskurs und OSCE diskutiert.
Ergebnisse: Im Sommersemester 2013 durchliefen insgesamt 186 Studierende den ersten OSCE mit fünf Stationen, insgesamt haben 8% mit gut, 35% mit befriedigend sowie 39% mit ausreichend abgeschnitten. Bei summativem Ansatz hätten 19% der Studierenden nicht bestanden (Notendurchschnitt 3,6, Bestehensgrenze 60%, Notengrenzen 70%, 80% und 90%). Der Anteil an der Gesamtpunktzahl pro Station betrug beim OSCE Blickdiagnosen 59,93%, beim OSCE Herz 57,20%, beim OSCE Lunge 66,33%, beim OSCE Abdomen 82,27% sowie beim OSCE Reanimation 74,80%. Die Ergebnisse zeigen, dass die Fertigkeiten durch den Kurs nur unzureichend erlernt wurden.
Diskussion/Schlussfolgerung: Der vorgestellte Untersuchungs-OSCE eignet sich gut zur Darstellung von Defiziten bei definierten Untersuchungsfertigkeiten. Im Sinne eines Targeted needs assessment konnten durch den OSCE Daten generiert werden, mit denen grundlegende Veränderungen innerhalb der Fakultät angestoßen wurden mit dem Ziel den Untersuchungskurs umzustrukturieren bei insgesamt hoher Akzeptanz bei PrüferInnen und Studierenden. Zu beachten sind vor allem der hohe zeitliche und personelle Aufwand sowie Maßnahmen zur Qualitätssteigerung des OSCE.
Literatur
- 1.
- Kern DE, Thomas PA, Hughes MT. Curriculum development for medical education: a six-step approach. Baltimore: JHU Press; 2010.
- 2.
- Nikendei C, Jünger J. OSCE - praktische Tipps zur Implementierung einer klinisch-praktischen Prüfung. GMS Z Med Ausbild. 2006;23(3):Doc47. Zugänglich unter/available from: http://www.egms.de/static/de/journals/zma/2006-23/zma000266.shtml
- 3.
- Newble D. Techniques for measuring clinical competence: objective structured clinical examinations. Med Educ. 2004;38(2):199-203.