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Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ)

30.09. - 03.10.2015, Leipzig

Stresserleben von Studierenden des ersten Semesters Humanmedizin in Abhängigkeit von Bindungserleben und Persönlichkeitsaspekten – eine Querschnittsuntersuchung

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Till Johannes Bugaj - Uniklinik Heidelberg, Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik, Heidelberg, Deutschland
  • author Christine Müksch - Uniklinik Heidelberg, Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik, Heidelberg, Deutschland
  • author Caro Schmid - Uniklinik Heidelberg, Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik, Heidelberg, Deutschland
  • author Florian Junne - Universität Tübingen, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen, Deutschland
  • author Wolfgang Herzog - Uniklinik Heidelberg, Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik, Heidelberg, Deutschland
  • author Christoph Nikendei - Uniklinik Heidelberg, Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik, Heidelberg, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Leipzig, 30.09.-03.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP13-175

doi: 10.3205/15gma232, urn:nbn:de:0183-15gma2328

Veröffentlicht: 31. August 2015

© 2015 Bugaj et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Einleitung: Im Zuge der Diskussion über psychosoziale Belastungen in der Arbeits- und Ausbildungswelt geraten Medizinstudierende vermehrt in den Blick der Stressforscher, denn bereits ab dem ersten Studienjahr kommt es in ihrem Studium zu einer kontinuierlichen Zunahme von psychischen Belastungen [1], die bisher mehrheitlich den hohen Leistungsanforderungen zugeschrieben wurden [2]. Unklar bleibt jedoch, wie das Auftreten dieser psychischen Belastungen mit psychischen Merkmalen, wie dem Bindungsmuster im Sinne der Bindungstheorie oder mit strukturellen Funktionen der Persönlichkeit, in Verbindung stehen. Ziel der vorliegenden Studie war es daher, zu eruieren, ob ein Zusammenhang zwischen den überdauernden Persönlichkeitsvariablen Bindungsstil und Strukturniveau mit dem akuten Stresserleben von Medizinstudierenden zu Studienbeginn besteht, um somit wichtige Hinweise zu erhalten, für welche Studierende unterstützende und aufklärende Maßnahmen bereits vor Studienantritt sinnvoll erscheinen.

Methoden: Im Rahmen einer prospektiven Querschnittstudie wurden im WS 2013/2014 alle Studierenden des ersten Semesters Humanmedizin eingeladen, an einer Untersuchung zur Identifizierung von Belastungsfaktoren per Fragebogen teilzunehmen (MBI-SS, PSQ, PHQ-9, GAD-7, SWE). Gleichzeitig wurde mittels Fragebogen (RQ) der vorherrschende Bindungsstil ermittelt sowie mit dem OPD-Strukturfragebogen (OPD-SF) eine Beurteilung der Persönlichkeitsstruktur vorgenommen.

Ergebnisse: An der Studie nahmen 293 Studierende (Rücklauf: 91,3%) teil. Sicher gebundene Studierende erlebten signifikant weniger Stress als unsicher gebundene Studierende (p=0,019). Studierende mit hohem Strukturniveau zeigten sich signifikant weniger stressbelastet (p<0,001) und wiesen signifikant geringere Erschöpfungs- (p<0.001) und Zynismuswerte (p<0,001) auf, während sie ein signifikant höheres Effizienzerleben hatten (p<0,001). Als Mediator spielt hierbei die Depressivität eine entscheidende Rolle.

Diskussion/Schlussfolgerung: Es bestehen signifikante Korrelationen zwischen den überdauernden Persönlichkeitsvariablen Bindungsstil und Strukturniveau mit dem Burnoutrisiko (MBI-SS) sowie der Stressbelastung (PSQ), die durch die zugrundeliegende Depressivität vermittelt wird. Wir nehmen an, dass die überdauernde und vorbestehende Vulnerabilität der Persönlichkeitseigenschaften Bindungsstil und Strukturniveau in der Schwellensituation des Studienantritts zu einer Zunahme der Depressivität führt, die wiederum eine verstärktes Stress- und Burnout-Erleben bedingt. Da die überdauernden und vorbestehenden Variablen Bindungsstil und Persönlichkeitsstruktur - über die Depressivität vermittelt - zu einem höheren Stress- und Burnout-Erleben zu führen scheinen, könnte möglicherweise bereits vor Studienbeginn eine indizierte Präventionsintervention vermittelt werden, um eine Vorbereitung auf diese biographische Schwellensituation zu ermöglichen.


Literatur

1.
Voltmer E, Rosta J, Aasland OG, Spahn C. Study-related health and behavior patterns of medical students: A longitudinal study. Med Teach. 2010;32(10):e422-428. DOI: 10.3109/0142159X.2010.496008 Externer Link
2.
Jurkat HB, Reimer C, Schroder K. Expectations and attitudes of medical students concerning work stress and consequences of their future medical profession. Psychother Psychosom Med Psychol. 2000;50(5):215-221. DOI: 10.1055/s-2000-13249 Externer Link