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Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ)

30.09. - 03.10.2015, Leipzig

Empathische-Interkulturelle-Arzt-Patienten-Kommunikation (EI-AP-K) – mehr als ein Sprachkurs für Ärzte?

Meeting Abstract

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Leipzig, 30.09.-03.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP6-087

doi: 10.3205/15gma197, urn:nbn:de:0183-15gma1978

Veröffentlicht: 31. August 2015

© 2015 Merse et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Einleitung: Rund 5.000 Ärztinnen und Ärzte mit Migrationsgeschichte arbeiten an den Kliniken und Krankenhäusern in NRW. Bis Ende 2013 war das Sprachzertifikat B2 zur Erlangung der Approbation hinreichend. Seit Januar 2015 ist die Fachsprachprüfung der Ärztekammern auf dem Niveau C1 Voraussetzung. Im klinischen Alltag stellen sprachliche Defizite und kulturelle Unterschiede oftmals große Herausforderungen an den Schnittstellen der Kommunikation zwischen Arzt und Patient, von Arzt zu Arzt und von Arzt zum Pflegeteam dar. Ziele dieser Ausbildung sind deshalb, die sichere verbale, nonverbale, schriftliche und fernmündliche Kommunikation im klinischen Alltag sowie ein erfolgreicher Nachweis des C1-Sprachniveaus.

Methoden: Am Universitätsklinikum Essen werden seit September 2014 in dem Projekt EI-AP-K acht Ärztinnen und Ärzte berufsbegleitend über 12 Monate wöchentlich mit jeweils 2 Unterrichtseinheiten qualifiziert, deren Erstsprache nicht Deutsch ist. Die teilnehmenden Ärzte werden dafür von der Stationsarbeit freigestellt. Das Dozententeam besteht aus einer Sprachdidaktin und einer Ärztin. Zu Beginn erfolgt eine Einstufung des Sprachniveaus. In einer multinationalen Gruppe von Ärzten steht zunächst die Sprachsicherung im Vordergrund, welche zeitnah mit medizinischen Kontexten hinterlegt gelehrt wird. Die kulturellen Besonderheiten der non- und paraverbalen Kom-munikation werden direkt mit aufgegriffen. Hinzu kommen an vier Zeitpunkten Simulationen. Dabei werden realitätsnahe Szenarien aus dem klinischen Alltag der Arzt-Patienten-Kommunikation mit Simulations-Patienten durchlaufen und für die Auswertung des Sprach- und Kenntnisstandes aufgezeichnet.

Ergebnisse: Es hat sich gezeigt, dass die Voraussetzungen sehr divergent sind. Die Faktoren Kultur, Geschlecht und Nationalität sind für die Unterrichtsgestaltung ebenso zu beachten wie die unterschiedlichen sprachlichen und medizinischen Kenntnisse. Die Ergebnisse der Simulationen fließen in den Unterricht ein und dieser wird individuell für die einzelnen Kursteilnehmer modifiziert. Somit können die Sprache gezielt nachtrainiert und die medizinisch relevanten Besonderheiten aufgefangen werden. Die Teilnehmer verstehen, in welchen Situationen die Arzt-Patienten-Kommunikation im Alltag eine besondere Herausforderung darstellt und können somit eine bewusste Änderung in Ihrem Kommunikationsverhalten herbeiführen.

Diskussion/Schlussfolgerung: Durch die Ausbildung im Team wird eine wichtige Brücke in der Vermittlung zwischen der Fach- und Alltagssprache Medizin geschlagen. Die Simulationen ermöglichen die Anwendung der im Kurs gelernten Inhalte im klinisch-praktischen Kontext unter Feedback und Supervision. Die Teilnehmer erfahren eine deutliche Erleichterung und Verbesserung ihrer klinischen Schnittstellen-Kommunikation. Im Vergleich zu anderen Sprachkursen für Ärzte bietet das berufsbegleitende Projekt Empathische-Interkulturelle-Arzt-Patienten-Kommunikation somit einen deutlichen Mehrwert.