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Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ)

30.09. - 03.10.2015, Leipzig

JENOS – das JEnaer NeigungsOrientierte Studium der Humanmedizin: „Ambulant-orientierte Medizin“

Meeting Abstract

  • author presenting/speaker Sven Schulz - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • author presenting/speaker Nadine Wiesener - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • author Ekkehard Schleußner - Universitätsklinikum Jena, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Jena, Deutschland
  • author Reinhard Bauer - Universitätsklinikum Jena, Institut für molekulare Zellbiologie, Jena, Deutschland
  • author Orlando Guntinas-Lichius - Universitätsklinikum Jena, Studiendekanat, Jena, Deutschland
  • author Claudia Ehlers - Universitätsklinikum Jena, Studiendekanat, Jena, Deutschland
  • corresponding author Jochen Gensichen - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Leipzig, 30.09.-03.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP2-025

doi: 10.3205/15gma166, urn:nbn:de:0183-15gma1668

Veröffentlicht: 31. August 2015

© 2015 Schulz et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Einleitung: Obwohl ~41% der Ärzte des deutschen Gesundheitswesens [https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/dateien/Publikationen/Gesundheit/Broschueren/140813_DdG_2014_Internet_pdf.pdf geprüft am 27.05.2015] in der ambulanten Versorgung arbeiten, ist sie im Medizinstudium bislang wenig präsent. Als einen von drei gleichwertigen Schwerpunkten können Studierende in Jena für ihr Hauptstudium nun die „Ambulant-orientierte Medizin“ (AoM) wählen. Wie wurde dieser Schwerpunkt entwickelt und realisiert?

Methoden: In einem Strategie- und einem Curriculumworkshop wurden zwischen 2012 und 2014 unter Mitwirkung von 18 lehrerfahrenen Klinikern aus 11 Fachgebieten das Konzept und die relevanten Lehrinhalte für die AoM definiert und konsentiert. Eine Steuergruppe, bestehend aus 9 lehrerfahrenen Klinikern, studentischen Vertretern und lehrdidaktischem Personal, koordinierte unter Leitung des Instituts für Allgemeinmedizin die Umsetzung in den Lehrbetrieb und entwickelte ein Qualifizierungskonzept für die neu beteiligten Lehrkräfte.

Eine Besonderheit in AoM ist der „Unterricht am Patienten“ (UaP), der erstmals neben geschulten Hausärzten auch niedergelassene Fachspezialisten in die Lehrtätigkeit einbezieht. Der UaP umfasst 10-15 Stunden pro Semester und kann in niedergelassenen Einzel- und Gemeinschaftspraxen, medizinischen Versorgungszentren oder Klinikambulanzen absolviert werden. Er wird durch Seminare bzw. Material strukturiert begleitet.

Ergebnisse: Nach drei Jahren Vorbereitung können in Jena seit dem Wintersemester 2014/15 Medizinstudierende die AoM zu einem Schwerpunkt ihres Hauptstudiums wählen. Dazu wurden 40 neue oder modifizierte Lehrinhalte definiert, die folgenden Themenbereichen zugeordnet sind: Grundlagen der ärztlichen Tätigkeit im ambulanten Bereich, ambulante Diagnostik und Therapie, Koordination der Patientenversorgung, Langzeitbetreuung im ambulanten Bereich, rechtliche und unternehmerische Grundlagen der ambulant-ärztlichen Tätigkeit. Die Themenbereiche werden in fünf semesterbezogenen Modulen vermittelt. Die Module bestehen aus Vorlesungen, Pflichtkursen und wahlobligatorischen Lehrveranstaltungen.

Für den UaP konnten bisher 96 Kollegen aus niedergelassenen Praxen für die Lehre in der AoM gewonnen werden. Neben allgemeinmedizinischen Lehrpraxen zählen dazu u.a. auch: Augenheilkunde, Gynäkologie, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Innere Medizin, Kinder- und Jugendmedizin, Neurologie, Orthopädie. Im Konzept des UaP ist verankert, dass die Studierenden longitudinal über fünf Semester an eine Lehrpraxis angebunden sind.

Im ersten Jahrgang (2014/15) haben sich 100 Studierende für den Schwerpunkt „Ambulant-orientierte Medizin“ entschieden.

Diskussion/Schlussfolgerung: Praxisbezug und Ausrichtung an den individuellen Neigungen der Studierenden werden für das Medizinstudium gefordert. Erstmals in Deutschland können Studierende in Jena nun die ambulante Medizin als ihren persönlichen Schwerpunkt für ihr Hauptstudium bestimmen. Ob damit auch mehr junge Ärzte künftig die ambulante Patientenversorgung in den Mittelpunkt ihrer ärztlichen Tätigkeit stellen werden, bleibt ungewiss.