Artikel
Elektronisch gestützte Gruppenarbeit im ersten Studienjahr – Erfahrungen aus sechs Jahren
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 31. August 2015 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung/Einleitung: Im Studienjahr 2009/2010 wurde im Propädeutikum des hannoverschen Modellstudiengangs HannibaL für alle Erstsemester eine Hausaufgabe als Gruppenarbeit eingeführt, in der sich die Studierenden mit ärztlichen Rollenbildern auseinandersetzen sollen. Übergeordnetes Ziel der Hausaufgabe ist es, die Studierenden mit der Nutzung des Lernmanagementsystems ILIAS bekannt zu machen und erste Erfahrungen mit der Gruppenarbeit im Medizinstudium zu sammeln. Die Studierenden sollen dadurch auch die Möglichkeit erhalten, Kommilitonen kennenzulernen. 2009 wurde die Gruppenarbeit das erste Mal positiv evaluiert [1]. Um zu überprüfen, ob verschiedene, kleinere Anpassungen wie etwa die Gruppengröße und die Fallbeschreibungen in den letzten Jahren Auswirkungen auf die Bewertung durch die Studierenden haben, wurde 2014 eine zweite Evaluation durchgeführt.
Methoden: Die Studierenden erhalten vier kurze Fallgeschichten in denen verschiedene Formen ärztlichen Handelns beschrieben werden. Die Aufgabe der Studierenden ist es, eine Gruppe zu bilden und in ihrer Gruppe ein ärztliches Rollenbild auszuwählen. In einem Wiki in ILIAS sammelt die Gruppe anschließend die Argumente für ihre Wahl. Nach einer Woche stellen die Gruppen sich und ihr gewähltes Arztbild im Hörsaal dem gesamten Jahrgang vor. Ein Gruppensprecher vertritt die Gruppe dabei in einer abschließenden Podiumsdiskussion. Mit einem standardisierten Fragebogen und Freitexten wurde das Kommunikationsverhalten in der Gruppe und die Nutzung von ILIAS evaluiert. In der Evaluation von 2014 wurde zudem gefragt, wie die Studierenden das Thema der Hausaufgabe bewerten.
Ergebnisse: An der Evaluation zur Gruppenarbeit nahmen im Studienjahr 2009 49% der Studierenden teil, 2014 waren es 53%. Der Aussage durch die Gruppenarbeit neue Kommilitonen kennengelernt zu haben, stimmten 2009 32% der Studierenden ganz oder teilweise zu, 2014 waren es 82%. Die Kommunikation in der Gruppe fand in beiden Jahrgängen vorrangig durch persönliche Treffen und durch die Nutzung der Kommunikationsmöglichkeiten im ILIAS statt. Daneben nutzten die Studierenden 2009 vor allem E-Mails, 2014 Messenger-Apps. In beiden Jahrgängen wurde die Zusammenarbeit in der Gruppe und der Umgang mit ILIAS von der Mehrzahl der Studierenden als unproblematisch bewertet. 2014 hielten 86% der Studierenden die Auseinandersetzung mit ärztlichen Rollenbildern ganz oder teilweise für sinnvoll, 84% fanden ganz oder teilweise, dass die Hausaufgabe dazu beigetragen hat, ILIAS besser kennenzulernen.
Diskussion/Schlussfolgerung: Die Gruppenarbeit ist eine gute Möglichkeit, damit Studierende ILIAS kennenlernen. Die Arbeit mit einem Lernmanagementsystem stellt dabei aber für die Studierenden kaum noch eine Herausforderung dar. Sehr positiv bewerten die Studierenden die Auseinandersetzung mit ärztlichen Rollenbildern zu Beginn des Studiums. Die inhaltliche Bearbeitung des Themas ärztlicher Rollenbilder gewinnt somit gegenüber der anwendungsbezogenen Einführung in das Lernmanagementsystem an Bedeutung.