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Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ)

30.09. - 03.10.2015, Leipzig

Das Gespräch mit dem Tierbesitzer – Implementierung und Evaluation eines Kommunikationscurriculums an der Veterinärmedizinischen Universität Wien

Meeting Abstract

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Leipzig, 30.09.-03.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP7-093

doi: 10.3205/15gma140, urn:nbn:de:0183-15gma1408

Veröffentlicht: 31. August 2015

© 2015 Hladschik-Kermer et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Einleitung: Mangelnde kommunikative Kompetenzen führen im veterinärmedizinischen Bereich zu Überforderung und Stress. Tierärzte mit hoher kommunikativer Kompetenz sind stressresistenter und erfolgreicher im Beruf [6]. Um die Absolventen auf die kommunikativen Anforderungen bestmöglich vorzubereiten, wurden an der Veterinärmedizinischen Universität Wien erste Schritte in Richtung eines longitudinalen Kommunikationscurriculums gesetzt. 2014/15 erfolgte Implementierung und Evaluation des ersten, im dritten Semester verorteten Curriculumseelmentes. Folgende Lernziele sollen erreicht werden: Die Studierenden verfügen nach der Lehrveranstaltung über Grundkenntnisse zur Kommunikation und können im Rollenspiel mit Studienkollegen Informationen strukturiert erheben und vermitteln.

Methoden: Die klinisch tätigen Dozenten wurden in Workhops mit hohem Praxisanteil auf den Unterricht vorbereitet. Der studentische Unterricht bestand aus einer 90 minütigen Vorlesung zu den Grundlagen der Kommunikation und aus 5 Mal 90 Minuten Kleingruppe unterricht (mit je 10 Studierenden). Gesprächssituationen aus dem veterinärmedizinschen Alltag wurden anhand von Rollenspielen trainiert. Dafür wurden Aufgabenstellungen und Rollenskripts für Tierärzte und Tierbesitzer erstellt. Die Einnahme der Rolle des Tierbesitzers fördert die Empathie [3], als „Tierarzt“ werden spezifische kommunikative und soziale Kompetenzen geübt. Nach jedem Gespräch erhält der Studierende, der das Gespräch geführt hat, Feedback zu seinem kommunikativen Verhalten vom Studierenden, der die Rolle des Tierbesitzers gespielt hat und von den Peers, die die Interaktion beobachtet haben. Zusätzlich führen die Studierenden ein Miniportfolio in welches sie nach dem Unterricht das erhaltene Feedback eintragen und darauf basierend Lernziele für die nächste Unterrichtseinheit erarbeiten (Lernfortschrittsdokumentation).

Ergebnisse: 129 von 200 Studierenden füllten nach dem Curriculum einen Fragebogen mit 23 5-stufigen Items aus. Neben Fragen zu den Lehrenden und zur allgemeinen Evaluation wurde die Selbsteinschätzung der Studierenden bezüglich ihrer lernzielbezogenen kommunikativen Kompetenzen erfragt. Zusätzlich wurden 4 offene Fragen zur Effizienz des Unterrichtes vorgelegt und inhaltsanalytisch ausgewertet

Das Curriculum wurde von den Studierenden überdurchschnittlich gut bewertet. Besonders hervorgehoben wurden das aktive Miteinbeziehen aller Studierenden in das Geschehen (M 4.8) und das Schaffen eines angenehmen und förderlichen Lernklimas (M 4.8). Die Studierenden waren jedoch der Meinung, der Unterricht wäre zu früh im Studium angesiedelt und hätten noch nicht genügend klinische Vorkenntnisse.

Diskussion/Schlussfolgerung: Die Implementierung des Curriculums ist gut gelungen. Adaptierungen sind jedoch nötig. Die ausgewählten Praxisbeispiele waren bezüglich der Aufgabenstellungen zum Teil zu komplex und müssen entsprechend modifiziert werden. Darüber hinaus werden die Fälle noch mehr auf die nachfolgenden klinischen Übungen abgestimmt, damit das Gelernte unmittelbar praktisch umsetzbar wird. Eine OSCE (objected standardized clinical examination) und die Erweiterung des Curriculums im sechsten Semester werden vorbereitet [1], [2], [4] [5], [7], [8].


Literatur

1.
Aspegren K. BEME Guide No. 2: Teaching and learning communication skills in medicine - a review with quality grading of articles. Med Teach. 1999;21(6):563-570. DOI: 10.1080/01421599978979 Externer Link
2.
Bloom BS. Effects of continuing medical education on improving physician clinical care and patient health: A review of systematic reviews. Int J Technol Assess Health Care. 2005;21(3):380-385. DOI: 10.1017/S026646230505049X Externer Link
3.
Bosse HM Schulz J, Nickel M, Lutz T, Möltner A, Jünger J. The effect of using standardized patients or peer role play on ratings of undergraduate communication training: An randomized controlled trial. Pat EducCouns. 2012;87(3):300-306. DOI: 10.1016/j.pec.2011.10.007 Externer Link
4.
Greco M, Brownlea A, McGovern J. Impact of patient feedback on the interpersonal skills of general practice registrars: results of a longitudinal study. Med Educ. 2001;35(8):748-756. DOI: 10.1046/j.1365-2923.2001.00976.x Externer Link
5.
Kleen JL, Atkinson O, Noordhuizen JP. Communication in production animal medicine: modelling acomplex interaction with the example of dairy herd health medicine. Ir Vet J. 2011;64(1):8. DOI: 10.1186/2046-0481-64-8 Externer Link
6.
Kleen JL, Rehage J. Kommunikationskompetenz in der tierärztlichen Praxis. Tierarztl Prax. 2008;36:293-297.
7.
Kurtz S, Silverman J, Draper J. Teaching and learning communication skills in medicine. Abingdon, Oxon (UK): Radcliffe Medical Press Ltd.; 2009.
8.
Norcini JJ. Peer assessment of competence. Med Educ. 2003;37(6):539-543. DOI: 10.1046/j.1365-2923.2003.01536.x Externer Link