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Ist der differenzielle Lern- und Lehransatz übertragbar auf die zahnmedizinische Ausbildung? – Ein medizindidaktisches Forschungsprojekt im Phantomkurs der Zahnerhaltungskunde
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Veröffentlicht: | 31. August 2015 |
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Hintergrund: Im Rahmen medizinischer Studiengänge werden kognitive, affektive, sowie psychomotorische Lernziele verfolgt. Im Studium der Zahnmedizin, insbesondere zu Beginn des klinischen Studienabschnitts (Phantomkurs), liegt ein besonderer Schwerpunkt auf der Vermittlung psychomotorischer Fähigkeiten. Stellvertretend sei als Lernziel die Präparation von Zahnstümpfen für die Aufnahme indirekter Restaurationen genannt.
Bis heute folgt die Vermittlung dieser Fähigkeiten dem programmtheoretischen Ansatz.
Eine andere Herangehensweise an die Vermittlung psychomotorischer Fertigkeiten stellt der differenzielle Trainingsansatz dar: Statt der Vorgabe einer definierten Zielbewegung und deren ständiger, möglichst exakter Wiederholung, wird der Lernende aufgefordert, die Zielbewegung in stets unterschiedlich modifizierter Form (Differenzen) durchzuführen. Jeder Bewegungsdurchlauf unterscheidet sich (differiert) von den übrigen. So tastet der Lernende ein Zielfeld ab, innerhalb dessen er „seine“ optimale Technik finden soll.
Ziel: Ziel der Studie war, herauszufinden ob der differenzielle Lernansatz auf die praktische Ausbildung im Zahnmedizinstudium anwendbar ist und ob ein schnellerer/höherer Lernerfolg zu erzielen ist. Dafür wurde die folgende kontrollierte prospektive Interventionsstudie im Rahmen eines Lehrprojektes durchgeführt.
Studiendesign: Im Rahmen des „Phantomkurses der Zahnerhaltung“ wurden die Studierenden im Themenblock „Teilkronenpräparation“ mittels der Lehrmethode des „Differenziellen Lernens“ (DL-Gruppe) unterrichtet und am Ende durch eine praktische Prüfung („Teilkronenpräparation für eine Goldrestauration des Zahnes 46 am Phantommodell innerhalb von 90 min“) geprüft. Als Kontrollgruppe (KG) dienten die praktischen Leistungen des vorherigen Semesters. Zusätzlich wurde eine Prä-und Postevaluation mittels standardisierter Fragebögen (Lernerfolg/Lernatmosphäre) erhoben.
Studienablauf: Zu Beginn des Themenblockes erfolgte, wie im vorangegangenem Semester, eine praktische Demonstration einer Teilkronenpräparation am Zahn 46 eines Frasacomodells. In den darauf folgenden 4 Kurstagen sollten die Studierenden diese Präparationsform trainieren.
Jeder Studierende übte an jedem Kurstag 5x 30min anhand von verschiedenen vorgegebenen Differenzen, so dass jede(r) insgesamt 20 verschiedene Differenzen absolvierte.
Ergebnisse: Die DL-Gruppe war in der praktischen Klausur um 5,3 bis 16,3% besser als die KG. Die Evaluierung ergab eine deutlich entspanntere Lernatmosphäre und einen erhöhten „Spaßfaktor“ beim Üben.
Schlussfolgerung: Der Lernerfolg durch den differenziellen Ansatz war besser, durch Evaluierung konnte eine entspanntere Lernatmosphäre gezeigt werden. Das Ergebnis der Nachhaltigkeit konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht erfolgen [1], [2], [3], [4], [5], [6], [7], [8].
Literatur
- 1.
- Martin D, Carl K, Lehnertz K. Handbuch Trainingslehre. Schondorf: Hofmann; 1991.
- 2.
- Schöllhorn WI. Individualität-ein vernachlässigter Parameter? Leistungssport. 1999;29(2):5-12.
- 3.
- Hatze H. Motion Variability-its Definition, Quantification, and Origin. J Mot Behav. 1986;18(1):5-16. DOI: 10.1080/00222895.1986.10735368
- 4.
- Beckmann H, SchöllhornWI. Differenzielles Lernen im Kugelstoßen. Leistungssport. 2006;36(4):44-50.
- 5.
- Schöllhorn WI, Sechelmann M, Trockel M, Westers R. Nie das richtige trainieren um richtig zu spielen. Leistungssport. 2004;34(5):13-17.
- 6.
- Pfeiffer M, Jaitner T. Sprungkraft im Nachwuchstraining Handball: Training und Diagnose. Z Angew Trainingswissensch. 2003;20(1):86-95.
- 7.
- Wagner H, Müller E, Brunner F. Systemdynamische oder programmorientierte Lernmethode. Leistungssport. 2004;34(6):54-62.
- 8.
- Vehof K, Janssen D, Schöllhorn WI. Schreiberwerb inder Primarstufe mit Hilfe des differenziellen Lernansatzes. Hamburg: Bildungspotential im Sport; 2009. S. 290