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Studentisch generierte POL-Lernziele im Vergleich zu den Modul-Lernzielen der Fakultät
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Veröffentlicht: | 31. August 2015 |
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Einleitung: Problemorientiertes Lernen (POL) ist eine Lehr-Lernmethode, die mit Hilfe von Patientenkasuistiken (sog. POL-Fällen) arbeitet. Sie ermöglicht die Konstruktion und den Erwerb von Wissen innerhalb klinischer Kontexte, unterstützt die Entwicklung klinischer Entscheidungskompetenz, fördert selbstgesteuertes Lernen und erhöht die Lernmotivation der Studierenden [1]. Im Modellstudiengang Medizin der Charité sind die POL-Fälle thematisch in die jeweiligen Module und ihre Inhaltsschwerpunkte eingebettet. Im Gegensatz zu den anderen Veranstaltungen des Curriculums gibt es für POL-Sitzungen keine von der Fakultät vorgegeben Lernziele (LZ), sondern die LZ werden von den Studierenden selbstbestimmt festgelegt und sind somit auch nicht explizit Teil der Prüfungsinhalte. Inwiefern LZ, die die Fakultät für andere Veranstaltungen im Modul vorgibt, bearbeitet werden, kann somit die POL-Gruppe in eigener Verantwortung festgelegen.
Fragestellung: Wie viele und welche Lernzielinhalte formulieren Studierende im Modul „Herz und Kreislaufsystem“ (3. Fachsemester)? Inwieweit stimmen die von den Studierenden formulierten LZ mit den Modul-LZ der Fakultät überein? Welche Themen werden in den POL-Sitzungen zusätzlich erarbeitet?
Methoden: Analysiert wurden die LZ der POL-Gruppen (n=40), die im Wintersemester 2012/13 das Modul „Herz und Kreislaufsystem“ mit insgesamt 4 POL-Fällen bearbeiteten („Ende eines Ausflugs“: Dilatative Kardiomyopathie, „Heart Beat“: Symptomatisch paroxysmales Vorhofflimmern als Tachyarrhythmia absoluta, „Soweit die Füße tragen“: Periphere arterielle Verschlusskrankheit, „Umwerfendes Filmfestival“: Synkope aufgrund orthostatischer Hypotension). Die inhaltliche Übereinstimmung der POL-LZ mit den Ausbildungszielen für dieses Modul wurde mittels Textreduktion und Identifikation von Schlüsselbegriffen analysiert.
Ergebnisse: Aus 258 POL-LZ konnten 415 Lernzielinhalte identifiziert werden. In knapp der Hälfte (42%) aller LZ der POL-Gruppen stimmten sie mit den Fakultätslernzielen überein, wobei in 9,6% davon die Studierenden spezifischere LZ formulierten. 13% aller LZ wurden allgemeiner verfasst. Für 45% der studentisch generierten LZ gab es keine Entsprechung in den Fakultätslernzielen.
Diskussion/Schlussfolgerung: 42% der von den Studierenden formulierten LZ stimmen mit denen von der Fakultät festgelegten prüfungsrelevanten überein. Das verdeutlicht, dass neben der hohen Zufriedenheit der Studierenden mit POL das Konzept auch von Fakultätsseite aus ein gelingendes ist [2]; die intendierten LZ werden von den Studierenden bearbeitet. Bei 45% der LZ gehen die Inhalte der studentischen POL-LZ über die Modul-LZ hinaus. Zu den zusätzlichen LZ gehören u. a. die Therapie von (Herz)Erkrankungen und differentialdiagnostische Überlegungen. Dieses Ergebnis ist beachtenswert, da die Lerninhalte der POL-Fälle nicht Gegenstand der Modulabschlussprüfungen sind. Das Resümee aus der Erhebung: Studierende der Charité nutzen den POL-Unterricht für sich als eine selbstbestimmte Lernmethode.
Literatur
- 1.
- Barrows HS. A taxonomy of problem-based Learning methods. Med Educ. 1986;20(6):481-486.
- 2.
- Dettmer S, Kuhlmey A. Studienzufriedenheit und berufliche Zukunftsplanung von Medizinstudierenden, Ein Vergleich zweier Ausbildungskonzepte, In: Angerer P, Schwartz FW (Hrsg). Arbeitsbedingungen und Befinden von Ärztinnen und Ärzten, Report Versorgungsforschung, Band 2. Köln: Deutscher Ärzte-Verlag; 2010. S. 103-115.