gms | German Medical Science

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ)

30.09. - 03.10.2015, Leipzig

Das Leipziger Praktikum „Technische Menschenrettung“ – Erfahrungen aus mehr als 10 Jahren interprofessioneller Lehre

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Gunther Hempel - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, Leipzig, Deutschland
  • Alexander Dünnebier - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, Leipzig, Deutschland
  • Martin Neef - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Abteilung für Kardiologie & Angiologie, Leipzig, Deutschland
  • Anja Munkelt - Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Referat Lehre, Leipzig, Deutschland
  • Udo X. Kaisers - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, Leipzig, Deutschland
  • Wolfgang Heinke - Landkreis Mittweida Krankenhaus gGmbH, Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Mittweida, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Leipzig, 30.09.-03.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocV435

doi: 10.3205/15gma093, urn:nbn:de:0183-15gma0938

Veröffentlicht: 31. August 2015

© 2015 Hempel et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen. Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden. Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung/Einleitung: Vor dem Hintergrund der zunehmenden Multiprofessionalität und Arbeitsteilung im Gesundheitswesen werden interprofessionelle Lehrkonzepte seit vielen Jahren als wichtiger Baustein in der Weiterentwicklung des Medizinstudiums angesehen. Dies zeigen auch die 2014 vom Wissenschaftsrat veröffentlichten Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Medizinstudiums in Deutschland [1], [2].

An der Universität Leipzig wird seit über 10 Jahren ein mehrtägiges Praktikum zur Technischen Menschenrettung interprofessionell mit den Mitarbeitern verschiedener Rettungsgesellschaften und der Berufsfeuerwehr gestaltet. Unklar bleibt allerdings, ob die Bedeutung des interprofessionellen Arbeitens von den Studierenden nach Absolvierung des Praktikums als solche erkannt wird.

Methoden: Das Praktikum „Technische Menschenrettung“ ist grundlegender Bestandteil des POL-Kurses „Akut- und Notfallmedizin“. Der Kurs erstreckt sich über 4 Wochen. Das eigentliche Praktikum wird dabei für die rund 320 Studierenden des 4. Studienjahres an 3 Tagen durchgeführt und beinhaltet insgesamt 11 verschiedene Praxisstationen, wie z.B. Höhenrettung, Pfählungsverletzung und Rettung eines Verletzten aus einem PKW. Ziel ist es hierbei den Studierenden neben verschiedenen Fertigkeiten vor allem die für die spätere ärztliche Tätigkeit wichtigen Aspekte der Arbeit in multiprofessionellen Teams zu vermitteln. Nach Abschluss des Praktikums findet eine Onlineevaluation durch die Studierenden statt.

Ergebnisse: An der Evaluation des WS 2014/15 haben insgesamt 112 Studierende teilgenommen. 66,07% (n=74) schätzen die Praxisrelevanz der Veranstaltung als sehr hoch ein. In den Freitextantworten wird das Praktikum mehrfach als Highlight des Studiums hervorgehoben, wobei auch der interprofessionelle Ansatz gelobt wird (z.B.: „Ich fand es schön, die verschiedenen Berufsgruppen (Feuerwehr, MedizinerInnen, SanitäterInnen) zusammenzubringen, die Arbeit der anderen kennenzulernen und wertzuschätzen.“). Allerdings wurde auch vereinzelt kritisiert, dass durch die verschiedenen Rettungsgesellschaften bestimmte praktische Fertigkeiten anders vermittelt wurden als es z.B. in der Vorlesung der Fall war.

Diskussion/Schlussfolgerung: Das Praktikum Technische Menschenrettung wird von den Studierenden sehr geschätzt und auch das Lernziel der interprofessionellen Teamarbeit wird als solches wahrgenommen. Gerade die präklinische Notfallmedizin scheint sich für die Vermittlung des multiprofessionellen Teamgedankens zu eignen, da im Gegensatz zur Kliniktätigkeit nur interprofessionell gearbeitet wird. Die teilweise durch die Studierenden kritisierte unterschiedliche Herangehensweise bei der Durchführung praktischer Fertigkeiten, könnte zukünftig als eigenes Lernziel herausgearbeitet werden. Denn gerade in interprofessionellen Teams geht es darum verschiedene Lösungsstrategien zu diskutieren und zu akzeptieren.

Unter diesen Gesichtspunkten sollte das Praktikum trotz des hohen personellen und organisatorischen Aufwands weiter fester Bestandteil des Leipziger Medizincurriculums bleiben [3].


Literatur

1.
Wissenschaftsrat. Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Medizinstudiums in Deutschland auf Grundlage einer Bestandsaufnahme der humanmedizinischen Modellstudiengänge (Drs. 4017-14). Dresden: Wissenschaftsrat; 2014.
2.
Fabry G, Fischer MR. Das Medizinstudium in Deutschland - Work in Progress. GMS Z Med Ausbild. 2014;31(3):Doc36. DOI: 10.3205/zma000928 Externer Link
3.
Dünnebier A, Heinke W, Kaisers U, Scheuermann A. Interprofessionelle notfallmedizinische Lehre im Medizinstudium. Rettungsdienst. 2012;35:736-739.