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Integration professionellen Handelns in Prüfungen: „Situational Judgement Test“-Fragen im Rahmen des studentischen kompetenzorientierten Progresstests
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Veröffentlicht: | 31. August 2015 |
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Fragestellung/Einleitung: Von heutigen Ärztinnen und Ärzten werden Kompetenzen im Umgang mit sozial und ethisch komplexen Situationen erwartet, die mit hohen Ansprüchen an das professionelle Handeln einhergehen. Das Prüfen dieser Kompetenzen in der medizinischen Ausbildung stellt nach wie vor die Frage nach adäquaten Prüfungsformaten. Ein mögliches Format, um Kompetenzen im Bereich professionellen ärztlichen Handelns in Prüfungen integrieren zu können, ist der „Situational Judgement Test“ (SJT) [1], [2]. Es beschreibt ein realistisches Szenario des ärztlichen Alltags, für das verschiedene Handlungsalternativen vorliegen, die aus sozial-ethischer Perspektive mehr oder weniger angemessen sind.
In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob SJT-Fragen die Entwicklung von professionellem Handeln von Studierenden im Rahmen des studentischen kompetenzorientierten Progresstests [3], [4] erfassen können und ob diese Fragen von Studierenden gut erstellt werden können. Sind die SJT-Fragen des studentischen kompetenzorientierten Progresstests ein gutes Mittel, um den Lernfortschritt bei der Entscheidung in ethischen und interpersonellen Konfliktsituationen zu bewerten und wo legen die Studierenden Schwerpunkte bei der Erstellung dieser Fragen?
Methoden: Im Rahmen des studentischen kompetenzorientierten Progresstests im Projekt MERLIN [http://www.merlin-bw.de zitiert am 07.05.2015] werden seit 2014 zusätzlich zu den MC-Fragen auch SJT-Fragen von Studierenden erarbeitet. Zehn SJT-Fragen wurden erstmalig im November 2014 bei der Durchführung des studentischen kompetenzorientierten Progresstests an einer Stichprobe von 381 Studierenden an neun medizinischen Fakultäten eingesetzt. Die Fragen wurden im Anschluss einer Inhaltsanalyse unterzogen und zusätzlich statistisch ausgewertet, um den Anstieg der akzeptablen Antworten über die Studienjahre hinweg nachweisen zu können.
Ergebnisse: Das Format der SJT Fragen kann von Studierenden eigenständig erstellt werden. Die Inhaltsanalyse ergab unter anderem, dass der Schwerpunkte bei den SJT Fragen durch den klinischen Ausbildungsalltag der Studierenden geprägt wurde. Die Hälfte der Szenarien war vorrangig auf kommunikative Kompetenzen ausgerichtet, während bei der anderen Hälfte der Fragen vor allem ethische Entscheidungen im Vordergrund standen.
Die statistische Auswertung zeigte, dass Studierende mit ansteigendem Semester deutlicher spezifische Handlungsoptionen präferieren.
Diskussion/Schlussfolgerung: Der Einsatz von SJT-Fragen in Prüfungen ist nicht nur inhaltlich begründet, sondern auch empirisch vielversprechend. Mit dem handhabbaren Format der SJT-Fragen können Studierenden Szenarien für professionelles Handeln für Prüfungen erstellen. Zudem konnten die SJT-Fragen im studentischen kompetenzorientierten Progresstest die Entwicklung von Professionalität in der Querschnittsbetrachtung anzeigen.
Literatur
- 1.
- Lievens F, Peeters H, Schollaert E. Situational judgment tests: a review of recent research. Pers Rev. 2008;37(4):426-441.
- 2.
- Metcalfe D, ?Dev H. Situational Judgement Test. 2nd ed. Oxford: Oxford University Press; 2014.
- 3.
- Wagener S, Möltner A, T?mb?l S, Gornostayeva M, Schultz JH, Brüstle P, Mohr D, Beken AV, Better J, Fries M, Gottschalk M, Günther J, Herrmann L, Kreisel C, Moczko T, Illg C, Jassowicz A, Müller A, Niesert M, Strübing F, Jünger J. Entwicklung eines formativen kompetenzbasierten Progresstests mit MC-Fragen von Studierenden - Ergebnisse einer multifakultären Pilotstudie. GMS Z Med Ausbild. In Review.
- 4.
- Wagener S, Gornostayeva M, Möltner A, Schultz JH, Brüstle P, Mohr D, Vander Beken A, Better J, Fries M, Gottschalk M, Günther J, Herrmann L, Kreisel C, Moczko T, Illg C, Jassowicz A, Müller A, Niesert M, Strübing F, Jünger J. Entwicklung eines formativen kompetenzbasierten Progresstests mit MC-Fragen von Studierenden - Piloteinsatz und Weiterentwicklung. Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Hamburg, 25.-27.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocP476. DOI: 10.3205/14gma191