Artikel
Entwicklung und psychometrische Überprüfung eines neuen Fragebogens für die dozentenbezogene Evaluation der Seminare in der medizinischen Lehre
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 31. August 2015 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung/Einleitung: Gegenwärtig existieren keine kurzen und prägnanten deutschsprachigen Messinstrumente für die Evaluation der dozentenbezogenen Lehrleistung in den Seminaren des Medizinstudiums. Die verfügbaren Instrumente (größtenteils aus dem angelsächsischen Raum) weisen keine optimalen psychometrischen Charakteristika auf, lassen sich nicht direkt auf das deutsche Hochschulsystem übertragen oder sind für einen Routine-Einsatz zu umfangreich. Deswegen wurde an der Universitätsmedizin Göttingen und am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf ein neues Instrument entwickelt, das den psychometrischen und inhaltlichen Anforderungen der medizinischen Hochschullehre genügt.
Methoden: Auf der Grundlage der verfügbaren internationalen Evaluationsliteratur wurde ein neuer dozentenspezifischer Evaluationsbogen erstellt. Der Bogen orientiert sich an den sieben Stanford-Kriterien guter Lehre und enthält validierte Items aus international etablierten [1], [2], [3], [4], [5], [6], [7], [8], [9] Fragebögen sowie neu konzipierte Items. Englische Fragen wurden ins Deutsche übersetzt, und die Items wurden an die Gegebenheiten der medizinischen Hochschullehre in Deutschland angepasst. Es entstand ein neuer Fragebogen mit initial 29 Items, der alle relevanten Aspekte der Evaluation von Lehrenden in der Medizin enthält. Dieser wurde im Rahmen einer Pilotierung von 482 Studierenden an zwei medizinischen Fakultäten getestet. Des Weiteren wurden kognitive Debriefings sowie eine Hauptkomponentenanalyse mittels Promax-Rotation durchgeführt. Der Fragebogen wurde nach Cognitive Debriefing durch Studierende und Feedback von Experten überarbeitet und in einer weiteren Kohorte (N=535) getestet.
Ergebnisse: Die finale Version des Fragebogens enthält 15 Items und besteht aus zwei Faktoren/Subskalen (Cronbach‘s alpha r=0,88 und r=0,86). Alle Items weisen Trennschärfen über 0,3 auf. Beiden Faktoren erklären circa 60% der Gesamtvarianz. Die Faktorenstruktur wurde anhand einer konfirmatorischen Faktoranalyse bestätigt. Die Konstruktvalidität wurde durch signifikante Korrelationen mit dem SFDP-Fragebogen [4] belegt.
Diskussion/Schlussfolgerung: Das neue Messinstrument umfasst wesentliche Facetten der Lehrleistung von Dozierenden in den Seminaren des Medizinstudiums und verfügt über sehr gute psychometrische Eigenschaften. Das Partial-Credit-Modell zeigt die Anwendbarkeit des Fragebogens für adaptive Testungen. Zusammenfassend stellt der Fragebogen also einen innovativen Ansatz in der Evaluation der seminaristischen medizinischen Lehre dar.
Literatur
- 1.
- Marsh HW. SEEQ: A reliable, valid, and useful instrument for collecting students' evaluations of university teaching. Br J Educ Psychol. 1982;52:77-95. DOI: 10.1111/j.2044-8279.1982.tb02505.x
- 2.
- Staufenbiel T. Fragebogen zur Evaluation von universitären Lehrveranstaltungen durch Studierende und Lehrende. Diagnost. 2000;46(4):169-181. DOI: 10.1026//0012-1924.46.4.169
- 3.
- Rindermann H, Amelang M. Das Heidelberger Inventar zur Lehrveranstaltungs-Evaluation (HILVE). Handanweisung. Heidelberg: Asanger; 1994.
- 4.
- Litzelmann DK, Stratos GA, Marriott DJ, Skeff KM. Factorial validation of a widely disseminated educational framework for evaluatiuon clinical teachers. Acad Med. 1998;73(6):688-695. DOI: 10.1097/00001888-199806000-00016
- 5.
- Gollwitzer M. Schlotz W. Das "Trierer Inventar zur Lehrveranstaltungsevaluation" (TRIL): Entwicklung und erste testtheoretische Erprobungen. In: Krampen G, Zayer H (Hrsg). Psychologiedidaktik und Evaluation. Bonn: Deutscher Psychologen Verlag; 2003. S. IV: 114-128.
- 6.
- Centra JA, Gaubatz NB. Student perceptions of learning and instructional effectiveness in college courses a validity study of SIR II. Washington, DC: ETS; 2005. Zugänglich unter/available from: https://www.ets.org/Media/Products/perceptions.pdf
- 7.
- Beckman TJ, Lee MC, Rohren CH, Pankratz VS. Evaluating an instrument for the peer review of inpatient teaching. Med Teach. 2003;25(2):131–135. DOI: 10.1080/0142159031000092508
- 8.
- Boyle P, Grimm M, Scicluna H, McNeil HP. The UNSW Medicine Student Experience Questionnaire (MedSEQ). A Synopsis of its Development, Features and Utility. Paddington: UNSWork; 2009. Zugänglich unter/available from: http://handle.unsw.edu.au/1959.4/41547
- 9.
- Zuberi RW, Bordage G, Norman GR. Validation of the SETOC Instrument – Student Evaluation of Teaching in Outpatient Clinics. Adv Health Sci Educ Theory Pract. 2007;12(1):55–69. DOI: 10.1007/s10459-005-2328-y