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10 Jahre Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin. Eine Umfrage zu Lehrinhalten, Methoden und strukturellen Voraussetzungen an 29 deutschen Hochschulen
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Veröffentlicht: | 31. August 2015 |
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Fragestellung/Einleitung: Der Querschnittsbereich „Geschichte, Theorie, Ethik der Medizin“ (GTE) ist seit dem Wintersemester 2003/04 Teil der in der Approbationsordnung festgelegten Lehrveranstaltungen. Die inhaltliche Breite des Querschnittsbereiches sowie unterschiedliche Forschungsschwerpunkte an den für die Lehre verantwortlichen Institutionen werfen die Frage auf, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Lehre im Querschnittsbereich GTE bestehen. In dieser Arbeit werden erste Ergebnisse einer Umfrage zu Inhalte und Methoden der Lehre in GTE, sowie strukturelle Rahmenbedingungen für die Lehre vorgestellt.
Methoden: Semistrukturierter Fragebogen, der von den Autoren entwickelt wurde. Im Anschluss an einen Pre-Test zur Verständlichkeit und entsprechenden Modifikationen erfolgte die Aussendung des Fragebogens an 38 für die Lehre in GTE verantwortliche Institutionen.
Ergebnisse: 29 für die GTE-Lehre verantwortlichen Institutionen antworteten (Rücklauf 76%). An 22 Fakultäten ist wenigstens eine Professur für ein Fach des Querschnittsbereichs GTE besetzt. Es stehen pro Institut durchschnittlich 2,8 Planstellen für die Lehre in GTE zur Verfügung. Die Anzahl der unterrichteten Studierenden pro Studienjahr reicht von<100 bis>350. Die durchschnittlich 2,1 SWS Lehre in GTE verteilten sich wie folgt: Geschichte: 0,7 SWS, Theorie 0,3 SWS und Ethik 1,1 SWS. Die Lehrveranstaltungen wurden mehrheitlich als Vorlesung oder Seminar durchgeführt. An zwei Fakultäten wurden Pflichtveranstaltungen in GTE in Kleingruppen abgehalten. Neben den mehrheitlich verwendeten Lehrmethoden Vorlesungen (N=26), Fallanalysen (N=21) wurden an einzelnen Fakultäten weitere Lehrmethoden, wie beispielsweise Quellenanalysen (N=15) oder Gespräche mit Simulationspatienten (N=5) in der Pflichtlehre eingesetzt. An 20 Fakultäten wird das gemeinsame Grundsatzpapier des Fachverbandes Medizingeschichte und der Akademie für Ethik in der Medizin (2009) als Grundlage für die Lehre verwendet. Eine integrierte Vermittlung der Inhalte von Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin in der Lehre wird mehrheitlich befürwortet (N=21). Der Lehre in Ethik (79 von max. zu vergebenden 81 Punkten) wird im Vergleich zur Geschichte (61/81) und der Theorie (53/81) die größte Bedeutung für die Ausbildung zur Ärztin/zum Arzt zugeordnet. Als häufigste Kooperationspartner im Bereich GTE werden die klinischen Fächer Anästhesiologie, Intensivmedizin, Psychiatrie und Palliativmedizin genannt.
Diskussion/Schlussfolgerung: Zehn Jahre nach Einführung des Querschnittsbereichs GTE in das Medizinstudium lassen sich deutliche Unterschiede hinsichtlich der inhaltlichen Schwerpunktsetzung zwischen den einzelnen Gebieten des Querschnittsbereiches erkennen. Auch die eingesetzten Lehrmethoden unterscheiden sich. Während die Mehrzahl der antwortenden Einrichtungen eine integrierte Vermittlung der Lehrinhalte von GTE befürwortet, wird der Ethikunterricht als wichtigster Bestandteil für die ärztliche Ausbildung eingeschätzt. Die personelle Ausstattung der Institute sowie die Anzahl der im Rahmen der Pflichtlehre zu unterrichtenden Studierenden variieren erheblich.