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Entwicklung und Validierung eines videobasierten Situational Judgement Tests zur Messung der Empathiefähigkeit von Medizinstudierenden
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Veröffentlicht: | 11. September 2014 |
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Fragestellung/Einleitung: Kommunikative Kompetenzen sind zentrale Merkmale ärztlicher Professionalität. Einen bedeutenden Teil stellt der gelungene Umgang mit Emotionen – die Empathiefähigkeit von ÄrztInnen – dar [1]. Die Empathiefähigkeit sollte in der medizinischen Ausbildung gefördert werden; es fehlt jedoch an geeigneten Testinstrumenten dafür [2]. Neben Einstellungsfragebögen und verhaltensbasierten Prüfungen (z.B. OSCEs) scheinen videobasierte Situational Judgement Tests (SJT) eine ökonomische Alternative darzustellen [3].
Methoden: In Interviews mit ÄrztInnen wurden typische Situationen identifiziert, in denen der Umgang mit Emotionen eine Rolle spielt. Diese wurden in einem mehrstufigen Verfahren in einen SJT mit Fallvignetten umgewandelt. Die Fallvignetten bestehen jeweils aus Videos, in denen die Situationen verfilmt wurden, einer standardisierten Frage („Was wäre ein angemessener nächster Schritt?“) und fünf Antwortalternativen, die der Testanwender mit Hilfe eines Schiebereglers auf ihre Angemessenheit hin einschätzen soll. Die Antwortalternativen beruhen auf dem Verona Coding Scheme of Emotional Sequences [4].
Die Validierung des Testes erfolgt mit einem Multi-Trait-Multi-Method-Design. Medizinstudierende (n=100) durchlaufen und evaluieren einen OSCE und SJT sowie Einstellungsfragebögen, die Empathie und verwandte Konstrukte messen. Die Erhebung findet bis Mai 2014 statt.
Ergebnisse: Es wird erwartet, dass die Ergebnisse der Studierenden in allen Bedingungen signifikant korrelieren. Außerdem wird erwartet, dass im OSCE und SJT ähnliche Strategien im Umgang mit Emotionen angewendet werden, was darauf hindeutet, dass ein videobasierter SJT in der Lage ist, die Empathiefähigkeit von Medizinstudierenden valide zu messen. Außerdem wird eine hohe Akzeptanz und Nutzbarkeit des SJTs erwartet.
Diskussion/Schlussfolgerung: SJTs scheinen eine gute Alternative zu Ressourcen-aufwendigen Prüfungsformaten zur Messung kommunikativer Kompetenzen (z.B. OSCE) darzustellen. Ein Einsatz im medizinischen Curriculum ist daher ein nächster logischer Schritt.
Literatur
- 1.
- Mercer SW, Reynolds WJ. Empathy and quality of care. Br J Gen Prac. 2002;52 Suppl:S9-12.
- 2.
- Stepien K, Baernstein A. Educating for Empathy. A Review. J Gen Intern Med. 2006;21(5)524-530.
- 3.
- Patterson F, Ashworth V, Zibarras L, Coan P, Kerrin M, O'Neill P. Evaluations of Situational Judgment Tests to assess non-academic attributes in selection. Med Educ. 2012;46(9):850-868. DOI: 10.1111/j.1365-2923.2012.04336.x
- 4.
- Zimmermann C, Del Piccolo L, Bensing J, Bergvik S, De Haes H, Eide H, Humphris G. Coding patient emotional cues and concerns in medical consultations: the Verona coding definitions of emotional sequences (VR-CoDES). Patient Educ Couns. 2001;82(2):141-148. DOI: 10.1016/j.pec.2010.03.017