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Wie kommunizieren Simulationspatienten? Gesprächsanalytische Untersuchung der Leistung von Schauspielerinnen untereinander und im Verlauf ihrer Einsätze im PJ-STArT-Block
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Veröffentlicht: | 11. September 2014 |
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Fragestellung/Einleitung: In der Medizinerausbildung gewinnen Simulationspatienten (SP) für das Schulen kommunikativer Kompetenz an Bedeutung. Damit wird auch die Frage nach der Qualität der SP-Leistung und deren Überprüfung wichtiger [1], [2], [3]. Unter der Fragestellung, wie SP Verstehen und Nichtverstehen simulieren, erfasst eine sprachwissenschaftliche Untersuchung nun qualitativ deren sprachlich-kommunikatives Handeln und seine Veränderungen angesichts vieler Einsätze und konsekutiv wachsenden inhaltlichen und institutionellen Wissens.
Methoden: Im Kölner PJ-STArT-Block [http://pjstartblock.uni-koeln.de], einer Lehrwoche mit verschiedenen SP-Kontakten, spielten in der Forschungsphase (WS 09/10–WS10/11) 7 Schauspielerinnen im Modul „Übertragung von Fachsprache in Alltagssprache“ 2-3 Semester lang bis zu 10 mal am Tag die Rolle einer Patientin, die Fachtermini in ihrem MRT-Befund nicht versteht und um Erklärung bittet. Alle Gespräche wurden videographiert. Je SP wurden frühe, mittlere und späte Gespräche transkribiert und mit den Methoden der Gesprächsanalyse auf Rezeptionssignale (RS), Erkenntnisprozessmarker (EM) [4] und komplexe Rückmeldeverfahren (kV) [5], [6], [7], darunter Nichtverstehensäußerungen (NVÄ) untersucht.
Ergebnisse: Die SP weisen untereinander erhebliche Unterschiede auf: 3 SP agieren komplex – mit RZ, EM, kV während und am Ende von Erkläreinheiten sowie NVÄ. 2 SP agieren einfach – es gibt primär RZ, aber kaum kV, keine NVÄ, wenige EM und fehlende Erklärabschlüsse. 2 SP agieren gemischt. Mit zunehmenden Einsätzen ist bei den kV quantitativ und qualitativ die Tendenz zur Vereinfachung zu verzeichnen, die Zahl der NVÄ nimmt deutlich ab.
Diskussion/Schlussfolgerung: SP-Trainings müssen sprachliche Handlungen, die wesentlich zu den Gesprächsinhalten und Lernzielen dazugehören (hier das zum Erklären komplementäre (Nicht)Verstehen [8]) behandeln. Langzeiteinsätze sind kritisch zu begleiten. So wird entgegengesteuert, dass SP den Studierenden zu unterschiedliche oder untaugliche Bedingungen liefern, um ihre Aufgaben durchzuführen und konkrete Verfahren zu erproben.
Literatur
- 1.
- Bouter S, van Weel-Baumgarten E, Bolhuis S. Construction and validation of the Nijmegen Evaluation of the Simulated Patient (NESP): assessing simulated patients' ability to role-play and provide feedback to students. Acad Med. 2013;88(2):253-259. DOI: 10.1097/ACM.0b013e31827c0856
- 2.
- de la Croix A, Skelton J. The simulation game: an analysis of interaction between students and simulated patients. Med Educ. 2013;47(1):49-58. DOI: 10.1111/medu.12064
- 3.
- Wind L A, van Dalen J, Muijtjens A M M, Rethans J-J. Assessing simulated patients in an educational setting: the MaSP (Maastricht Assessment of Simulated Patients). Med Educ. 2004;38(1):39-44.
- 4.
- Imo W. Konstruktion oder Funktion? Erkenntnisprozessmarker (change-of-state-token) im Deutschen. In: Günthner S, Bücker J (Hrsg). Grammatik im Gespräch. Berlin: de Gruyter; 2009. S.57-86
- 5.
- Henne H, Rehbock H. Einführung in die Gesprächsanalyse. 2. Auflage. Berlin, New York: Walter de Gruyter; 1982.
- 6.
- Wunderlich D. Studien zur Sprechakttheorie. Frankfurt a. M.: Suhrkamp; 1976.
- 7.
- Egbert M. Der Reparaturmechanismus in deutschen Gesprächen. Mannheim: Verlag für Gesprächsforschung; 2009.
- 8.
- Ehlich K. Erklären verstehen - Erklären und Verstehen. In: Vogt R (Hrsg). Erklären. Gesprächsanalytische und fachdidaktische Perspektiven. Tübingen: Stauffenburg; 2009. S.11-24