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Wie am besten? – Situational Judgment Test: eine Methode, drei Herangehensweisen
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Veröffentlicht: | 11. September 2014 |
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Fragestellung/Einleitung: Die Studienplätze in der Humanmedizin am Universitätsklinikum Hamburg werden basierend auf den Ergebnissen zweier Testverfahren vergeben: einem naturwissenschaftlichen Wissenstest (HAM-Nat) und einem multiplen Mini-Interview (HAM-Int). In den vergangenen drei Jahren haben wir verschiedene Versionen eines Situational Jugdment Tests (SJT) entwickelt und getestet, wobei die Präsentation des Kontextes, das Frageformat und das Punktesystem variiert wurden.
Methoden: Im Rahmen der jährlichen Auswahluntersuchungen haben seit 2011 alle Teilnehmer des HAM-Int eine SJT-Version bearbeitet. Ein klassischer papiergestützter SJT mit einem Single-Choice-Antwortformat wurde ein Jahr später durch eine videobasierte Version, in der die Antworten als Freitext eingegeben wurden, abgelöst. 2013 galt es, eine in einem Video dargestellte Situation mit einem ausführlichen Fragebogen einzuschätzen. Bei der Fragebogenerstellung orientierten wir uns am TACT-Konzept [1], welches target-, action-, context- und time-Informationen in den Antworten spezifiziert. Unsere Auswertungen konnten wir auf drei Kohorten mit einer Gesamtanzahl von 584 Personen stützen.
Ergebnisse: Die im Jahr 2013 genutzte videogestützte Situationsdarstellung kombiniert mit einem detaillierten Fragebogen übertraf die anderen beiden Versionen der Vorjahre hinsichtlich der Durchführbarkeit, Varianz der Aufgabenschwierigkeiten und Antworten und der Reliabilität des Bewertungssystems. Da der Fragebogen eine sehr komplexe Struktur aufwies, war es für die Bewerber nicht einfach möglich, die augenscheinlich beste oder sozial erwünschte Antwort zu identifizieren. Dies führte zu einer größeren Antwortheterogenität als bei den anderen Formaten. Die Zusammenhänge zum Interviewverfahren, Konstrukt- und prädiktive Validität werden noch analysiert.
Diskussion/Schlussfolgerung: Beim Vergleich der unterschiedlichen SJT-Versionen stellten wir fest, dass das Antwortformat und das Bewertungssystem für die psychometrische Qualität wichtiger sind als die Anzahl der einzuschätzenden Situationen und die Art der Situationspräsentation. Je nach Gestaltung dieser Einflussgrößen unterscheiden sich SJTs in ihrer Fähigkeit interindividuelle Unterschiede abzubilden.