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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

25.09. - 27.09.2014, Hamburg

Kann Diagnosekompetenz in der Medizin und in der Pflege mit denselben Methoden gefördert werden?

Vortrag

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Hamburg, 25.-27.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocV143

doi: 10.3205/14gma238, urn:nbn:de:0183-14gma2385

Veröffentlicht: 11. September 2014

© 2014 Heitzmann et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Einleitung: Diagnosekompetenz ist eine wichtige Kompetenz in der Medizin und in der Pflege. Während es in der Medizin üblich ist, über eine Diagnose auf der Basis von wissenschaftlichem Wissen zu diskutieren, ist es keine alltägliche Praxis in der Pflege. Ob sich daraus ein unterschiedlicher Bedarf an instruktionaler Unterstützung zur Förderung von Diagnosekompetenz ergibt wurde in zwei experimentelle Studien in der Medizin und in der Pflege untersucht.

Methoden: An Studie 1 nahmen N=103 Studierende der Medizin und an Studie 2 N=152 KrankenpflegeschülerInnen teil. In beiden Studien bearbeiteten Lerner fehlerhafte Lösungsbeispiele in einer Online-Lernumgebung. Die beiden Faktoren instruktionale Unterstützung durch Selbsterklärungsprompt (mit vs. ohne) und durch adaptierbares Feedback (mit vs. ohne) wurden experimentell variiert. Diagnosekompetenz wurde mittels unterschiedlicher Tests (MC Test, Key Feature- und Problemlöseaufgaben) erfasst.

Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigten Unterschiede zwischen den Domänen: während Selbsterklärungsprompts negative Auswirkungen auf Diagnosekompetenz in der Pflege hatten, hatten sie keinen Effekt in der Medizin. Adaptierbares Feedback dagegen hatte lediglich einen positiven Einfluss in der Medizin.

Diskussion/Schlussfolgerung: Die Ergebnisse unserer Studien zeigen, dass Selbsterklärungsprompts nicht unter allen Umständen lernförderlich sind und im Kontext des Fehlerlernens sogar negative Auswirkungen haben können, zumindest in Domänen wie der Pflege in denen weniger wissenschaftliches Wissen verfügbar und dessen Gebrauch als Beleg für praktisches Handeln weniger üblich ist. Unsere Ergebnisse geben Hinweise darauf, dass Methoden zur Förderung von Diagnosekompetenz nicht einfach von einer in eine andere Domäne übertragen werden können. Ein tieferes Verständnis für den Bedarf instruktionaler Unterstützungsmaßnahmen in unterschiedlichen Domänen ist notwendig.