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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

25.09. - 27.09.2014, Hamburg

Interkulturelle Lehreinheiten praxisnah entwickeln – vom Interview zum Fallbeispiel

Poster

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Hamburg, 25.-27.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocP353

doi: 10.3205/14gma124, urn:nbn:de:0183-14gma1245

Veröffentlicht: 11. September 2014

© 2014 Lindtner-Rudolph et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Einleitung: Die Vermittlung interkultureller Fertigkeiten, Inhalte und v.a. einer kultursensiblen Haltung erfährt in der medizinischen Aus- und Weiterbildung häufig eine geringe Akzeptanz. Die Auseinandersetzung mit der eigenen kulturelle Prägung oder mit relevanten Konzepten wie Ambiguitätstoleranz und Ethnozentrismus wird von Studierenden schnell als irrelevant für den medizinischen Alltag eingestuft, wenn sie auf einer rein theoretischen Ebene geschieht. Um Lehreinheiten für interkulturelle Kompetenzen praxisnah zu entwickeln und Medizinstudierende optimal abzuholen, lassen sich mittels qualitativer Forschungsmethoden aus narrativen Interviews mit Ärzten typische Interaktionskonflikte für den Unterricht generieren.

Methoden: 12 narrative Interviews mit Ärzten unterschiedlicher Fachbereiche aus Klinik und Praxis wurden mit Methoden der ling. Gesprächsanalyse analysiert [1], [2], um Typen schwieriger Interaktionssituationen im Umgang mit Patienten mit Migrationshintergrund zu gewinnen. Lehreinheiten zur Vermittlung interkultureller Aspekte werden mittels dieser Fallbeispiele auf reale Herausforderungen von Ärzten in interkulturellen Settings zugeschnitten. Weitere Interviews zur Erweiterung der bisher generierten Typen sind geplant.

Ergebnisse: In den bisher ausgewerteten Interviews zeigten sich bspw. zwischen den explizit und implizit gezeichneten Selbstbildern der Interviewten erhebliche Divergenzen, die auf einen eher geringen Reflexionsgrad hinsichtlich eigener interkultureller Kompetenzen verweisen und eine problematische, da statische Haltung im Umgang mit Patienten mit Migrationshintergrund aufdecken. Zur künftigen Vermeidung dadurch entstandener Konflikte ließen sich anhand der Fallbeispiele theoretisch fundierte Handlungsstrategien im Unterricht problemorientiert vermitteln.

Diskussion/Schlussfolgerung: Durch die Erhebung und gesprächsanalytische Analyse weiterer narrativer Interviews werden weitere Falltypen generiert. Anschließend sollen diese in einem Delphi-Verfahren von Ärzte bewertet werden.


Literatur

1.
Deppermann A. Gespräche analysieren. Eine Einführung in konversationsanalytische Methoden, 2. Aufl., Opladen: Leske und Budrich (Qualitative Sozialforschung); 2001.
2.
Deppermann A. Ethnographische Gesprächsanalyse: Zu Nutzen und Notwendigkeit von Ethnographie für die Konversationsanalyse. Gesprächsforsch. 2000;1:96-124. Zugänglich unter/available from: http://www.gespraechsforschung-ozs.de/heft2000/ga-deppermann.pdf. Externer Link