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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

25.09. - 27.09.2014, Hamburg

Qualität oder Quantität? Auswirkungen der Kapazitätsverordnung auf die Studiengangsplanung

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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Hamburg, 25.-27.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocP223

doi: 10.3205/14gma062, urn:nbn:de:0183-14gma0621

Veröffentlicht: 11. September 2014

© 2014 Fischer et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Einleitung: Die Kapazitätsverordnung (KapVO) wird gemeinhin als ein veraltetes System zur Sicherstellung möglichst vieler Studienplätze angesehen [3]. Die Approbationsordnung für Ärzte (ÄAppO) erhebt den Anspruch, die Qualität der Ausbildung in Humanmedizin zu sichern [1]. Vor dem Hintergrund der Entscheidung des Berliner Verfassungsgerichtshofes zur Tiermedizin und des 2013 in Kraft getretenen Hamburger Ausbildungskapazitätsgesetzes wird diese einfache Sichtweise kritisch hinterfragt.

Methoden: Eine Analyse der rechtlichen Grundlagen soll Vorgaben zur Bestimmung der Studienplatzzahl von solchen unterscheiden, die eine hohe Ausbildungsqualität sicherstellen. Gängige und alternative Argumentationslinien werden dabei auf ihre logische Stringenz und versteckte Interessen hin untersucht.

Ergebnisse: Die KapVO geht von überholten Grundannahmen aus, die ÄAppO enthält in sich widersprüchliche Vorgaben, deren Effekte zur Qualitätssicherung nicht immer erkennbar sind. Für die medizinische Versorgung existieren aber auch noch andere, einzubeziehende Regelwerke [2], die in Verbindung mit diesen klassischen Texten Möglichkeiten eröffnen, Lehrqualität und -quantität auch zukünftig positiv zu beeinflussen. Die Konsequenzen einer Weiterentwicklung von KapVO und ÄAppO werden am Beispiel des Hannoverschen Modellstudiengangs HannibaL verdeutlicht.

Diskussion/Schlussfolgerung: Der hohe Kostendruck in den medizinischen Studiengängen gefährdet die Ausbildungsqualität in ihnen stärker als in anderen Studiengängen, weil gleichzeitig wegen der vergleichsweise guten Arbeitsplatzperspektive eine hohe Studienplatznachfrage besteht. Politisch beliebte Ansätze für die Ermittlung der Studienplatzzahlen sind deshalb in den medizinischen Studiengängen als qualitätsfeindlich einzustufen. Die angeblich intransparente KapVO bietet deshalb, bei all ihren veralteten Elementen, für die komplexen medizinischen Studiengängen eine bessere Option zur Entwicklung eines Qualität und Quantität berücksichtigenden Regelwerks dar, als moderne Lösungen.


Literatur

1.
Fischer V. Die Einbindung von Patienten in die medizinische Ausbildung. GMS Z Med Ausbild. 2012;29(1):Doc13. DOI: 10.3205/zma000783 Externer Link
2.
Flintrop J. Ein System am Scheideweg. Dtsch Ärztebl. 2014;11(12):485-486.
3.
Kluth W. Frische Brise aus Hamburg. Der Entwurf für ein Ausbildungskapazitätsgesetz. FuL. 2010:807-809.