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Qualität trotz Quantität? – Etablierung eines flächendeckenden Reanimationstrainings für Schüler weiterführender Schulen der Städteregion Aachen
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Veröffentlicht: | 20. August 2013 |
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Fragestellung: Im Rahmen des Interreg geförderten Projektes EMuRgency bemühen sich acht Partner aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden die Überlebensrate von Patienten mit plötzlichem Herztod zu erhöhen. Neben anderen Maßnahmen versuchen die Projektpartner möglichst viele Einwohner der Euregio in der Herz-Lungen-Wiederbelebung (CPR) zu schulen. Obwohl Laienreanimation das Überleben nach plötzlichem Herztod verdreifachen kann, findet eine Reanimation vor Eintreffen des Rettungsdienstes in Deutschland nur in 17% der Fälle statt [1]. In diesem Zusammenhang wurde ein kurzes Training in Großgruppen für weiterführende Schulen entwickelt und implementiert. Ziel ist alle Schüler weiterführender Schulen während jeweils 45 Minuten in Theorie und Praxis zu schulen.
Methodik: Schüler wurden in Gruppen zwischen 40 und 90 Schülern binnen 45 Minuten in CPR unterrichtet. Davon entfielen fünf Minuten auf einen Frontalvortrag mit den wichtigsten Inhalten, der durch einen in der Notfallmedizin erfahrenen Arzt gehalten wurde. Es folgt eine kurze Demonstration der Hands-only CPR, entsprechend den Schritten eins und zwei des von Peyton beschriebenen Four-Step Approaches [2] in etwa fünf Minuten. Anschließend trainierten die Schüler die Maßnahmen an Little Annes (Fa. Lardal, Stavanger, Norwegen). Auf zwei Schüler kam jeweils ein Reanimationsphantom und auf drei Schüler eine erfahrener Basic Life Support Instruktor. Das Training wurde mit Hilfe von Prä-Post Fragebögen evaluiert und wissenschaftlich begleitet. In einer Pilotschulung wurden verschiedene Fragebögen getestet und optimiert.
Ergebnisse: Beim Pilotprojekt wurden an der Aachener Luise-Hensel Realschule 222 Schüler jeweils 45 Minuten in Hands-only CPR unterrichtet. Die Finanzierung erfolgte im Rahmen des Interreg Projektes EMuRgency und für die Schule kostenneutral. Alle Schüler füllten die Fragebögen aus, 49 Fragebögen mussten aufgrund fehlender Zuordenbarkeit von der Auswertung ausgeschlossen werden. Ergebnisse werden im Rahmen des Vortrages vorgestellt.
Diskussion: Das Konzept eines Großgruppentrainings für Schulen ließ sich problemlos umsetzen. Der entwickelte Fragebogen konnte optimiert werden. Es zeigte sich, dass Großgruppen effektiv in kurzer Zeit in Hand-only CPR geschult werden konnten. Zwei Monate nach dem Piloten, waren Anfang Mai schon über 1.500 Schüler für weitere Trainings angemeldet. Bis zu 800 Schüler werden in diesem Rahmen an einem Schultag unterrichtet, ohne dass hierdurch Kompromisse im Training gemacht werden müssen. Das Training ist streng leitliniengerecht zu den ERC Reanimations-Leitlinien 2010 [3]. Eine wissenschaftliche Begleitung ist sichergestellt um neue Konzepte im Training von Großgruppen zu etablieren. Für das Training wurden Medizinstudierende eingesetzt, der Einfluss auf Ihr Wissen und Ihre Einstellung zur CPR wird ebenfalls Gegenstand von Untersuchungen sein. Durch die große Anzahl an Schülern wurden viele Medizinstudierende in die Lehre eingebunden.
Literatur
- 1.
- Neukamm J, Grasner JT, Schewe JC, Breil M, Bahr J, Heister U, Wnent J, Bohn A, Heller G, Strickmann B, Fischer H, Kill C, Messelken M, Bein B, Lukas R, Maybohm P, Schulz J, Fischer M. The impact of response time reliability on CPR incidence and resuscitation success: a benchmark study from the German Resuscitation Registry. Crit Care. 2011;15(6):R282. DOI: 10.1186/cc10566
- 2.
- Peyton JW. Teaching & learning in medical practice. Heronsgate Rickmansworth, Herts.: Manticore Europe Ltd; 1998. S. 171-180.
- 3.
- Nolan JP, Soar J, Zideman DA, Biarent D, Bossaert LL, Deakin C, Koster KW, Wyllie J, Böttiger B; ERC Guidelines Writing Group. European Resuscitation Council Guidelines for Resuscitation 2010 Section 1. Executive summary. Resuscitation. 2010;81(10):1219-1276. DOI: 10.1016/j.resuscitation.2010.08.021