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Wissen, klinisch-praktische Fertigkeiten oder kommunikative Kompetenz – welcher Faktor ist bei der „Arztwahl“ durch standardisierte Patienten entscheidend?
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Veröffentlicht: | 20. August 2013 |
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Einführung: In den letzten Jahren rückte die Entwicklung kommunikativer Kompetenz im Medizinstudium zunehmend in den Fokus. Im Vordergrund stehen allerdings nach wie vor der Erwerb von Fachwissen sowie die Ausbildung praktischer Fertigkeiten. Studien von Vedsted und Heje [1] zeigten, dass Patienten bei der Arztwahl eher auf kommunikative Aspekte sowie die Gestaltung der Arzt-Patient-Beziehung Wert legen (wobei sie die objektive Kompetenz des Arztes kaum beurteilen können). Uns interessierte, ob in Prüfungen eingesetzte standardisierte Patienten (SP) sich bei der Wahl ihres potentiellen Arztes eher an dem (durch Prüfer objektivierten) Wissen und den Fertigkeiten der Medizinstudierenden orientieren oder an deren kommunikativer Kompetenz.
Methodik: 106 Studierende des 5. Studienjahres der Medizinischen Fakultät Mannheim nahmen im Juni 2012 an einer fächerübergreifenden MC-Prüfung mit 114 Items aus fünf konservativen Fächern teil. Zusätzlich absolvierten sie einen fächerübergreifenden OSCE mit 12 Stationen aus 4 operativen Fächern – in dem standardisierte Patienten (SP) zum Einsatz kamen. Die Prüfer bewerteten die praktischen Fertigkeiten mit Checklisten und die kommunikativen Kompetenz der Prüflinge mit dem Berliner Global Rating (BGR, [2]. Die Simulationspatienten (SP) bewerteten ausschließlich die Kommunikation der Prüflinge anhand des BGR und gaben zusätzlich an, ob sie diesen Studierenden als Arzt noch einmal aufsuchen würden.
Berechnet wurden punkt-biseriale Korrelationen zwischen der erreichten Punktzahl in den einzelnen Fächern der MC-Prüfung, der erreichten Punktzahl pro Aufgabe in den Checklisten, dem Rating in den einzelnen BGR-Skalen und der Antwort auf die Frage nach einem möglichen Arztbesuch. Aufgrund der großen Stichprobengröße wurden die Effektstärken ermittelt und diese kategorisiert in „kein, kleiner, mittlerer und großer“ Effekt im Zusammenhang zwischen diesen Variablen.
Ergebnisse: Keinen bzw. einen kleinen Effekt mit 0,0–0,1 hatten die Korrelationen der MC-Fragen mit der Frage nach dem möglichen Arztbesuch. Mittlere Effekte fanden sich mit 0,17–0,20 bei den Aufgaben „Anamnese“ und „Untersuchung“ in den OSCE-Checklisten. Bei den OSCE-Aufgaben „weiteres Vorgehen“ (0,26) und bei allen Kommunikations-Items (0,28–0,46) zeigten sich große Effekte.
Diskussion: Wie von Vedsted und Heje (2008) gezeigt, orientieren sich auch die standardisierten Patienten in der Tat vorwiegend an der kommunikativen Kompetenz der Medizinstudierenden. Objektives Wissen und praktische Fertigkeiten haben nur wenig Einfluss auf die Arztwahl von medizinischen Laien.
Literatur
- 1.
- Vedsted P, Heje HN. Association between patients' recommendation of their GP and their evaluation of the GP. Scand J Prim Health Care. 2008; 26(4):228-234. DOI: 10.1080/02813430802294886
- 2.
- Scheffer S. Validierung des Berliner Global Rating" (BGR) -ein Instrument zur Prüfung kommunikativer Kompetenzen Medizinstudierender im Rahmen klinisch-praktischer Prüfungen (OSCE). [Dissertation]. Berlin: Charité-Universitätsmedizin Berlin; 2009.