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Kommunikationsverhalten und -einstellung von Medizinstudierenden
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Veröffentlicht: | 20. August 2013 |
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Einleitung: Studien zeigen eine generelle Abnahme positiver Einstellung zu Themen der Arzt-Patienten-Kommunikation (A-P-Kommunikation) im Verlauf des Studiums.
In der hier vorgestellten explorativen Studie wurde die Einstellung zu Kommunikation von Medizinstudierenden an der medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität im 4. Studienjahr vor und nach einem fertigkeitenorientierten Kleingruppenunterricht zu Kommunikation in komplexen klinischen Kontexten (CoMeD) sowie deren Leistung in einem Kommunikations-OSCE untersucht. Fragestellungen waren, ob sich durch Einbettung in klinische Kontexte die Akzeptanz für A-P-Kommunikation erhöhen lässt und ob positive Einstellungen auch mit besseren Fertigkeiten einhergehen?
Methode: 106 Studierende des 4. Studienjahres nahmen an der Studie teil. Zu Beginn und Ende des Semesters wurde die Einstellung zum Erlernen kommunikativer Kompetenzen erhoben [1], [2]. Zu Semesterende wurden die Studierenden zusätzlich in einem Kommunikations-OSCE mit der Berliner Global Rating-Skala bewertet [3]. Es erfolgte eine deskriptive statistische Analyse der Daten.
Ergebnisse: Trotz guter Evaluation des Kommunikationsunterrichtes (MW=2.09, SD=0.39) veränderte sich die Einstellung zur A-P-Kommunikation im Semesterverlauf nicht. Tendenziell gab es sogar eine leichte Verschlechterung (CSAS-D, Skala pos.: MW Semesteranfang=3.65, MW Semesterende=3.42, n. s.). Ferner zeigte sich ein schwacher Zusammenhang zwischen positiver Einstellung zur Kommunikation und besserer kommunikativer Fertigkeiten. Die Korrelation zwischen der durch den CSAS-D ermittelten negativen Einstellung zu Kommunikation und den Ergebnissen im BGR lag bei r=–.27 (p<.05, zweiseitig), für die positive Einstellung zur Kommunikation bei r=–.01 (p=.49, zweiseitig) und für die Einstellung zum Erlernen des Themas Kommunikation im Studium bei r=–.25 (p=.09, zweiseitig).
Diskussion: Die Annahme, dass die Akzeptanz für A-P-Kommunikation gegen Ende des Medizinstudiums durch einen interdisziplinären in klinische Kontexte integrierten Kommunikationsunterricht verbessert werden konnte, ließ sich nicht bestätigen. Es ist zu diskutieren, inwieweit hier andere kontextbezogene Faktoren („hidden curriculum“) einen stärkeren Einfluss haben.
Die Bedeutung der Einstellung zur Kommunikation als Haltung für den späteren Transfer in die klinische Praxis bedarf weiterer Untersuchungen. Insbesondere ist zu diskutieren, durch welche Unterrichtsformate eine Haltungsänderung erreicht werden kann. Ggf. bedürfen die fertigkeitenbasierten Ansätze hier einer entsprechenden Ergänzung.
Literatur
- 1.
- Rees C, Sheard C, Davies S. The development of a scale to measure medical students' attitudes towards communication skills learning: the Communication Skills Attitude Scale (CSAS). Med Educ. 2002;36(2):141-147. DOI: 10.1046/j.1365-2923.2002.01072.x
- 2.
- Anvik T, Grimstad H, Baerheim A, Bernt Fasmer O, Gude T, Hjortdahl P, Holen A, Risberg T, Vaglum P. Medical students' cognitive and affective attitudes towards learning and using communication skills – a nationwide cross-sectional study. Med Teach. 2008;30(3):272-279. DOI: 10.1080/01421590701784356
- 3.
- Hodges B, McIlroy JH. Analytic global OSCE ratings are sensitive to level of training. Med Educ. 2003;37(11):1012-1016. DOI: 10.1046/j.1365-2923.2003.01674.x