gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

26.09. - 28.09.2013, Graz, Österreich

Instant Aging im Arzt-Patientengespräch – ein Lehrprojekt zur Erfahrung der Patientenperspektive für Studierende im ersten klinischen Semester

Vortrag

Suche in Medline nach

  • corresponding author Ildiko Gagyor - Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland
  • Christiane Müller - Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland
  • Anne Simmenroth-Nayda - Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Graz, 26.-28.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocV10_04

doi: 10.3205/13gma208, urn:nbn:de:0183-13gma2089

Veröffentlicht: 20. August 2013

© 2013 Gagyor et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Einleitung: Instant Aging – kondensiertes Altern – ist eine etablierte didaktische Methode zur Vermittlung von Krankheitserleben, die in Göttingen im Rahmen des Kurses „Medizinische Basisfertigkeiten“ für Studierende im ersten klinischen Semester eingesetzt wird. Im Sommersemester 2013 wurde ergänzend eine Unterrichtseinheit zum Thema „Instant Aging im Arzt-Patientengespräch“ konzipiert: die Studierenden werden zunächst für die Patientenperspektive durch Erfahrung von Einschränkungen bei chronischen Erkrankungen sensibilisiert, um dann unterschiedliche Ausprägungen von Empathie im Anamnesegespräch aus der Patientenperspektive zu erleben.

Methode: In zwei aufeinanderfolgenden 90-minütigen Lehreinheiten wurden im ersten Teil verschiedene körperliche Einschränkungen simuliert und in der zweiten Hälfte Anamnesegespräche durchgeführt. Anschließend wurden die Teilnehmer über die Qualität der Unterrichtseinheiten befragt (halbstandardisierter Fragebogen).

Konzept/Ergebnisse: Nach Vorstellung des Begriffes Instant Aging simulieren die Studierenden zunächst im Sinne einer Selbsterfahrung in Kleingruppen (à 5–6 Personen) an verschiedenen Stationen krankheitsbedingte Einschränkungen (z.B. Hemiparese, Hypakusis, Katarakt, periphere Neuropathie). Am Ende der Simulation sammelt jede Kleingruppe Eindrücke und gewichtet diese nach der subjektiv erlebten Stärke. Je zwei Studierende pro Gruppe erhalten ein Rollenskript (Diabetiker) mit den zuvor simulierten Einschränkungen (Katarakt und Neuropathie). Die Dozenten übernehmen im nachfolgenden Rollenspiel die Arztrolle. Vorgabe für die Arztrolle war, in zwei aufeinanderfolgenden Anamnesegesprächen unterschiedlich zu agieren: empathisch vs. wenig empathisch. Im Anschluss werden beide Gesprächssituationen aus der Patientenperspektive betrachtet und die Beobachtungen schriftlich fixiert. Die Erfahrungen der Kleingruppen werden im Plenum diskutiert.

Die Unterschiede zwischen beiden Arten der Gesprächsführungen wurden sehr genau beobachtet. Die Rolle der Empathie als wichtige Grundlage der Beziehung zwischen Arzt und Patient haben die Studierende selbständig erkannt.

Alle 40 Studierende (23 Frauen) evaluierten die Unterrichtseinheit unmittelbar im Anschluss und vergaben für den Baustein die Globalnote 1,8 (Range: 1–4) im Durchschnitt und für die didaktische Präsentation die Schulnote 1,9 (Range: 1–3). Gelobt wurden sowohl die praktischen Übungen als auch die Anamnesegespräche im geschützten Raum, die Übung aus der Patientenperspektive sowie das Engagement der Dozenten. Kritisiert wurde der Zeitmangel im Zusammenhang mit den Simulationen von Einschränkungen.

Schlussfolgerungen: Das neue Unterrichtskonzept wird zukünftig in den bestehenden Kurs fest integriert. Eine vorherige Schulung aller Dozenten und studentischen Tutoren ist hierfür essentiell [1], [2].


Literatur

1.
Wear D, Varley JD. Rituals of verification: the role of simulation in developing and evaluating empathic communication. Patient Educ Couns. 2008;71(2):153-156. DOI: 10.1016/j.pec.2008.01.005 Externer Link
2.
Simmenroth-Nayda A, Gagyor I, Ahrens D, Chenot JF, Fischer T, Scherer M, Kochen MM. Instant Aging: eine Unterrichtsmethode zur Verbesserung der Empathiefähigkeit von Studierenden gegenüber Älteren und chronisch Kranken. Z Allgemeinmed. 2007;83:252-255. DOI: 10.1055/s-2007-980198 Externer Link