gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

26.09. - 28.09.2013, Graz, Österreich

Sind praktische Fertigkeiten ein additives Kriterium zur Auswahl von Medizinstudierenden?

Poster

  • corresponding author Britta Brouwer - Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Medizinische Fakultät, Institut für Ausbildung und Studienangelegenheiten (IfAS), Münster, Deutschland
  • Helmut Ahrens - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster, Deutschland
  • Bernhard Marschall - Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Medizinische Fakultät, Institut für Ausbildung und Studienangelegenheiten (IfAS), Münster, Deutschland
  • Hendrik Friederichs - Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Medizinische Fakultät, Institut für Ausbildung und Studienangelegenheiten (IfAS), Münster, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Graz, 26.-28.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocP14_07

doi: 10.3205/13gma137, urn:nbn:de:0183-13gma1375

Veröffentlicht: 20. August 2013

© 2013 Brouwer et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Im Rahmen des Auswahlverfahrens der Hochschulen wird in Münster seit dem WS 2012/2013 ein Studierfähigkeitstest für Bewerber auf einen (Zahn)Medizinstudienplatz durchgeführt. Dieser setzt sich aus einem Bewerbungsschreiben, einem medizinisch-naturwissenschaftlichen Verständnistest und 10 Mini-Interaktionsszenen zusammen. Neben den moralisch-emotiven Aspekten des „guten Arztes“ [1], [2], [3] sollten auch die manuelle Geschicklichkeit und das räumliche Vorstellungsvermögen als Auswahlkriterien dienen [4]. Dafür wurde im Sommersemester 2013 eine Station zum "chirurgischen Handknoten" implementiert. Anhand der ersten Erfahrungen mit dieser Station soll geklärt werden, ob praktische Fertigkeiten ein zur Abiturnote additives Auswahlkriterium darstellen.

Methode: Die Bewerber hatten 5 Minuten Zeit, um einen chirurgischen Knoten (zunächst vorlegen als Mittelfingerknoten und dann verriegeln mittels Zeigefingerknoten in Rechtshändertechnik) mit Hilfe einer Anleitung, bestehend aus 20 Einzelbildern auf 6 DIN-A4 Blättern, nachzuknoten. Zwei im Vorhinein geschulte Prüfer beurteilten währenddessen die Durchführung anhand zu erreichender Zwischenschritte (Dokumentation anhand einer Checkliste). Von den Teilnehmern konnten in dieser Station maximal 15 Punkte erreicht werden.

Ergebnisse: Im Durchschnitt sind Bewerber mit 710,5 Abiturpunkten (SD: 32,2) zum Auswahlverfahren für das Sommersemester 2013 zugelassen worden. Dies entspricht einer Abiturnote von 1,4. 152 Bewerber (105 weiblich, 47 männlich) für einen Studienplatz der Humanmedizin und 58 Bewerber (42 weiblich, 16 männlich) für einen Zahnmedizinstudienplatz absolvierten die Station „chirurgischer Knoten“. Durchschnittlich wurde von den Teilnehmern, die sich für einen Studienplatz der Humanmedizin bewarben, ein Score von 9,75 (95% CI 9,15–10,36) und von den Teilnehmern, die sich für einen Studienplatz der Zahnmedizin bewarben ein Score von 7,86 (95% CI 6,71–9,02; p<0,01) erreicht. Die männlichen Teilnehmer erreichten im Durchschnitt einen Score von 8,41 (95% CI 7,49–9,34) und die weiblichen Teilnehmer erreichten im Durchschnitt einen Score von 9,58 (95% CI 8,90–10,26; p=0,055). Es konnte keine signifikante Korrelation mit der Abiturnote für diese Station festgestellt werden (Pearson's r=0,09; p=0,186; R2=0,008).

Schlussfolgerung: Die geringe gemeinsame Varianz deutet darauf hin, dass mit dem beschriebenen Verfahren von der Abiturnote unabhängige Parameter für die Auswahl von Human- und Zahnmedizinstudierenden gemessen wurden. Die Messung manueller Fertigkeiten und der Fähigkeit zum räumlichen Denken zur Auswahl von Studierenden, muss jedoch hinsichtlich ihrer Gewichtung aufgrund der unterschiedlichen Bedeutung für einzelne medizinische Fachgebiete, diskutiert werden.

Bei der Durchführung der Station ist zu beachten, dass die Bilder in der Anleitung in typischer Leserichtung angeordnet sein sollten, um eine Irritation der Bewerber zu verhindern.


Literatur

1.
Gelhaus P. The desired moral attitude of the physician: (I) empathy. Med Health Care Philos. 2012;15(2):103-113. DOI: 10.1007/s11019-011-9366-4 Externer Link
2.
Gelhaus P. The desired moral attitude of the physician: (II) compassion. Med Health Care Philos. 2012;15(4):397-410. DOI: 10.1007/s11019-011-9368-2 Externer Link
3.
Gelhaus P. The desired moral attitude of the physician: (III) care. Med Health Care Philos. 2013;16(2):125-139. DOI: 10.1007/s11019-012-9380-1 Externer Link
4.
Kothe C, Korbmacher H, Hissbach J, Ithalter D, Kahl-Nieke B, Reibnegger G, Hampe W. Welche Fähigkeiten brauchen Zahnmedizinstudierende? Auswahltests in Hamburg und Graz. Dtsch Zahnärztl Z. 2012;67(4):254-259.