gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

26.09. - 28.09.2013, Graz, Österreich

Warum Medizin studieren? Analyse der Beweggründe von Studierenden, ein Medizinstudium aufzunehmen

Poster

  • corresponding author Désirée Burghaus - Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • Bettina Pfleiderer - Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • Katharina Kappes - Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • Matthias Heue - Universität Duisburg-Essen, Medizinische Fakultät, Essen, Deutschland
  • Andrea Kindler-Röhrborn - Universitätsklinikum Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • Jan C. Becker - Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Institut für Ausbildung und Studienangelegenheiten (IfAS), Münster, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Graz, 26.-28.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocP14_01

doi: 10.3205/13gma131, urn:nbn:de:0183-13gma1314

Veröffentlicht: 20. August 2013

© 2013 Burghaus et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Aktuell lässt sich an deutschen Universitäten eine Feminisierung des Medizinstudiums beobachten (Studentinnen:63% [http://www.bundesaerztekammer.de/downloads/Stat09Abbildungsteil.pdf]). Vergleicht man die Anzahl weiblicher Studierender mit der der im Arztberuf tätigen Frauen, zeigt sich eine gegenläufige Tendenz: der Anteil an Frauen (F) ist mit 44,3% geringer als der der Männer (M) [http://www.aerzteblatt.de/archiv/136475/Zahl-der-Woche-44-3?src=search]. Woran liegt es, dass ein relevanter Teil der Medizinstudentinnen später nicht in den Arztberuf übergeht? Wie kann man Ärztinnen besser dazu motivieren? In Zeiten eines Ärztemangels ist das von besonderer Bedeutung. Die vorliegende Studie setzte hier an und analysierte die Beweggründe für die Aufnahme eines Medizinstudiums im Hinblick auf Geschlechterunterschiede.

Methode: In der Querschnittsstudie „Geschlechtersensible Lehrmodule in der Medizin“ [http://www.gendermedlearning.de wurden 1450 Studierende (M: 36%) der medizinischen Fakultäten Duisburg-Essen und Münster zu ihren Beweggründen für die Aufnahme des Medizinstudiums befragt. Ihnen wurden 13 Antwortmöglichkeiten vorgegeben, die sie mittels einer 5-stufigen Likert-Skala (–2 (unzutreffend) bis +2 (zutreffend)) bewerten konnten.

Die Auswertung erfolgte als einfaktorielle Varianzanalyse (Programm: SPSS20) im Hinblick auf Geschlechts-, Studienabschnitts- und Standortunterschiede sowie deren Interaktion.

Ergebnisse: Grundsätzlich zählten „Vielfältige Arbeitsbereiche“, „Abwechslungsreiche Tätigkeit“, „Patienten helfen“, „Wissenschaftliches Interesse“ und „Gute Berufsaussichten“ zu den am häufigsten angegebenen Beweggründen für ein Medizinstudium. „Keine speziellen Gründe“, „Ärzte in der eigenen Familie“ sowie „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ wurden am wenigsten häufig genannt.

Signifikante Einflussfaktoren waren dabei Geschlecht und Studienabschnitt, der Standort spielte keine Rolle. Hochsignifikante geschlechtsspezifische Unterschiede fanden sich für „Gesellschaftliches Ansehen“ (M>F), „Gute Berufsaussichten“ (M>F) und „Patienten helfen“ (F>M). Der Studienabschnitt zeigte dagegen bei folgenden Gründen einen signifikanten Einfluss: „Patienten helfen“ sowie „Gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf“. Beide wurden mit zunehmenden Studienverlauf (Vorklinik>Klinik>PJ) weniger häufig genannt.

Eine Interaktion der Faktoren GeschlechtxStudienabschnitt wurde für „Gesellschaftliches Ansehen“, „Guter Verdienst“, „Als Hausarzt arbeiten“ und „Gute Berufsaussichten“ gefunden (mit absteigender Signifikanz). Studentinnen nannten alle 4 Gründe mit Studienfortschritt weniger häufig. Bei den Studenten wurden die Gründe „Gesellschaftliches Ansehen“, „Guter Verdienst“ und „Gute Berufsaussichten“ im Studienverlauf zunächst häufiger genannt, nahmen jedoch gegen Studienende wieder ab.

Schlussfolgerungen: Frauen und Männer unterscheiden sich in ihren Beweggründen für ein Medizinstudium. Gerade in den Bereichen, die Empathie und Karriere betreffen, sind diese Unterschiede signifikant. Hier muss u.a. angesetzt werden, wenn eine Erhöhung des Frauenanteils im Arztberuf erreicht werden soll.