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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

26.09. - 28.09.2013, Graz, Österreich

Verbesserung der Kommunikation mit gehörlosen Patienten durch das Wahlfachangebot „Gebärdensprache für Medizinstudierende“ an der LMU München

Poster

  • Laura Liebstein - Klinikum an der LMU München, Lehrstuhl für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
  • Sarah Gschwendtner - Klinikum an der LMU München, Lehrstuhl für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
  • Christoph Trapp - Klinikum an der LMU München, Lehrstuhl für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
  • Eva Wiedemann - Klinikum an der LMU München, Lehrstuhl für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
  • Tanja Pander - Klinikum an der LMU München, Lehrstuhl für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
  • Martin R. Fischer - Klinikum an der LMU München, Lehrstuhl für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
  • corresponding author Severin Pinilla - Klinikum an der LMU München, Lehrstuhl für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Graz, 26.-28.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocP07_05

doi: 10.3205/13gma064, urn:nbn:de:0183-13gma0642

Veröffentlicht: 20. August 2013

© 2013 Liebstein et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Im klinischen Alltag kommt es aufgrund von Kommunikationsschwierigkeiten häufig zu Missverständnissen und vermeidbaren Stresssituationen zwischen Ärzten und gehörlosen Patienten [1], [2]. Dabei ist die Deutsche Gebärdensprache (DGS) kein Kommunikationshilfsmittel, sondern als vollwertige Sprache einer soziokulturellen Minderheit anzusehen [2].

Bisher gibt es im Rahmen der medizinischen Ausbildung kaum Angebote, die diese Kommunikationslücke schließen. Mit dem hier vorgestellten Pilotprojekt sollen Medizinstudierende im vorklinischen und klinischen Abschnitt der medizinischen Ausbildung für den besonderen Kommunikationsbedarf gehörloser Patienten unter Einbezug Gehörloser [3] sensibilisiert werden.

Im Folgenden haben wir untersucht, inwieweit ein solches Lehrangebot umsetzbar ist und von Studierenden angenommen wird. Den Autoren sind keine derartigen Studien im deutschen Ausbildungskontext bekannt.

Methode: An der LMU München wurde der studentisch organisierte „Gebärdensprachkurs für Mediziner“ als Wahlfach erstmals 2006 als Pilotprojekt angeboten. Der Kurs wird unter Einbezug von gehörlosen Dozenten interaktiv und patientenorientiert unterrichtet. Durchschnittlich nehmen 15 Studierende über elf Doppelstunden pro Semester und Kurs teil. Die Leistung der einzelnen Teilnehmer wird am Ende des Kurses basierend auf einer schriftlichen und praktisch-mündlichen Prüfung benotet. Abschließend wird jeder Kurs schriftlich evaluiert.

Ergebnisse: Der Kurs konnte seit der Pilotphase im Jahr 2006 durchgehend angeboten werden. Aufgrund des großen Interesses auf Seiten der Studierenden haben sich teilweise Aufbaukurse über fünf Sprachkompetenzebenen etabliert (DGS 1–5). Durch die intensive Zusammenarbeit mit der lokalen Gehörlosengemeinschaft erfährt der Kurs auch auf Patientenseite eine hohe Akzeptanz. Regelmäßig organisieren aktuelle und ehemalige Kursteilnehmer soziale Veranstaltungen mit der lokalen Gehörlosengemeinschaft. In den Wahlfächern des aktuellsten Semesters (n=45, DGS-1) wurde die durchschnittliche Note von 1,75 (Schulnotensystem) erreicht. Über 90% der Studierenden gaben in der Evaluation an, im Gegensatz zu vor dem Kurs nun viel besser (46,15%) oder besser (46,15%) mit Gehörlosen kommunizieren zu können. Weiterhin hat der Kurs bei über 85% der Teilnehmer in der Selbsteinschätzung die Grundlagen der Gebärdensprache vermittelt.

Fazit: Unsere Auswertungen zeigen, dass ein Kurs zur Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit unter direktem Einbezug von Gehörlosen machbar ist und von allen Interessensgruppen sehr positiv aufgenommen wird. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um die Einsatzfähigkeit des erworbenen Wissens im klinischen Alltag zu bewerten.


Literatur

1.
Barnett S. Cross-cultural communication with patients who use American Sign Language. Fam Med. 2002;34(5):376-382.
2.
Höcker JT. Sozialmedizinische Aspekte der medizinischen Versorgung gehörloser Menschen in Deutschland. Mainz: Johannes Gutenberg-Universität Mainz; 2010.
3.
Arnstein SR. A ladder of citizen participation. J Am Inst Plan. 1969;35(4):216-224. DOI: 10.1080/01944366908977225 Externer Link