gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

26.09. - 28.09.2013, Graz, Österreich

Sind Medizinstudierende in höheren Semestern empathiefähiger als Studienbeginner?

Poster

  • corresponding author Thea Rau - Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Deutschland
  • Andrea Ludolph - Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Deutschland
  • Paul Plener - Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Deutschland
  • Laura Weninger - Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Deutschland
  • Marc Allroggen - Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Graz, 26.-28.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocP07_01

doi: 10.3205/13gma060, urn:nbn:de:0183-13gma0607

Veröffentlicht: 20. August 2013

© 2013 Rau et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Empathie ist für angehende Mediziner eine wichtige Fähigkeit im Umgang mit Patienten. Im Medizinstudium ist daher die Ausbildung von Empathiefähigkeit ein zentrales Studienziel [http://sclo.smifk.ch/sclo2008], [http://www.uni-ulm.de/med/fakultaet/studium-und-lehre/lehr-und-lernkonzept-medulm/ulmer-lernzielkatalog.html.

Fragestellungen:

1.
Besteht ein Unterschied zwischen Studierenden verschiedener Semester hinsichtlich deren Empathiefähigkeit?
2.
Besteht ein Unterschied zwischen Medizinstudierenden und der altersentsprechenden Normstichprobe hinsichtlich Empathiefähigkeit?

Methode: Online-Befragung bei Medizinstudierenden der Universität Ulm im WS 10/11

Instrument: Saarbrücker Persönlichkeitsfragebogen zur Messung von Empathie (SPF/IRI) [1], [2] mit den Dimensionen:

  • Perspektivenübernahme (PT): Kognitive Fähigkeit sich in die Situation Anderer hinzuversetzen.
  • Emotionale Anteilnahme (EC): Gefühle Anderer wahrnehmen und nachvollziehen.
  • Fantasie (FS): Identifikation mit fiktiver Gefühlswelt in Büchern, Filmen, Theater etc.
  • Personal Disstress (PD): Eigenfokussierte negative Gefühlswahrnehmung in sozialen Stresssituationen.

Statistik: T-test für unabhängige Stichproben, Transformation der Stichprobenwerte in z-Werte, Signifikanzniveau 0.05% ( zweiseitig), einfaktorielle Varianzanalyse/ Post hoc Scheffè-Test

Ergebnisse: Von 2.277 Medizinstudierenden der Medizinischen Fakultät, Universität Ulm, haben 714 (31%) an der Online-Befragung teilgenommen (66,6% weiblich, 33,4% männlich). Das Alter lag im Mittel bei 23,06 Jahren (30,8% von 16–21 Jahren, 60,2% von 22–26, 8,5% von 27–33, 6% über 34 Jahren). 33,1% studierten im vorklinischen Semester, 59,2% im klinischen, 7,5% im PJ.

1.
Es zeigt sich kein Unterschied zwischen den Semestern hinsichtlich Empathiefähigkeit.
2.
Studentinnen zeigen höhere Werte als Studenten bei PT (p<0.05), FS (p<0.001), EC (p<0.001), PD (p<0.001).
3.
Jüngere Studierende zeigen im Vergleich zu älteren höhere Werte bei PT und FS (p<0.05).
4.
Medizinstudierende (Altersgruppe 22-26 Jahren) zeigen im Vergleich mit Normwerten für die Altersgruppe niedrigere Werte bei FS (p<0.001) und PD (p<0.001) und höhere Werte bei EC (p<0.05).

Fazit: Es besteht kein Unterschied zwischen Studierenden verschiedenen Semesters hinsichtlich der selbsteingeschätzten Empathiefähigkeit. Einfluss auf die Empathiefähigkeit haben das Geschlecht und das Alter von Studierenden. In Bezug auf die emotionale Anteilnahme schätzen sich Studierende der Medizin höher ein als ihre Altersgenossen, nicht jedoch in Bezug auf die kognitive Empathiefähigkeit. Implikationen dieser Befunde für die Ausbildung von Medizinstudierenden werden diskutiert [3], [4], [5], [6], [7], [8].


Literatur

1.
Davis MH. Measuring individual differences in empathy: Evidence for a multidimensional approach. J Person Soc Psychol. 1983;44:113-126. DOI: 10.1037/0022-3514.44.1.113 Externer Link
2.
Paulus C. Der Saarbrücker Persönlichkeitsfragebogen (SPF-IRI) zur Messung von Empathie. Sarbrücken: Universität des Saarlandes; 2009. Zugänglich unter/available from: http://psydok.sulb.uni-saarland.de/volltexte/2009/2363/pdf/SPF_Artikel.pdf Externer Link
3.
Herzig S, Biehl L, Stelberg H, Hick C, Schmeißer N, Koerfer A. What makes a good doctor? A content analysis of assessment by a sample of doctors. Dtsch Med Wochenschr. 2006;131:2883-2888. DOI: 10.1055/s-2006-957216 Externer Link
4.
Neumann M, Edelhaeuser F, Tauschel D, Fischer MR, Wirtz M, Woopen C, Scheffer C. Development and determinants of empathy during medical educationand residency. A systematic review of the literature. Acad Med. 2011.
5.
Neumann M, Scheffer C, Tauschel D, Lutz G, Wirtz M, Edelhäuser F. Ärztliche Empathie: Definition, Outcome-Relevanz und Messung in der Patientenversorgung und medizinischen Ausbildung. GMS Z Med Ausbild. 2012;29(1):Doc11. DOI:10.3205/zma000781 Externer Link
6.
Thomas MR, Dyrbye LN, Huntington JL, Lawson KL, Novotny PJ, Sloan JA, Shanafelt TD. How do distress and well-being relate to medical student empathy? A multicenter study. J Gen Inter Med. 2007;22(2):177-183. DOI: 10.1007/s11606-006-0039-6 Externer Link
7.
Von Schmädel G, Götz K. Das Arztideal bei Medizinstudenten. Allgemeinarzt. 2002;22:738-774.
8.
West CP, Huntington JL, Huschka MM, Novotny PJ, Sloan JA, Kolars JC, Habermann TM, Shanafelt TD. A prospective study of the relationship between medical knowledge and professionalism among internal medicine residents. Acad Med. 2007;82(6):587-592. DOI: 10.1097/ACM.0b013e3180555fc5 Externer Link