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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

26.09. - 28.09.2013, Graz, Österreich

Bewertung von Schmerzen – gibt es eine einfache, universelle Regel?

Poster

  • corresponding author Sebastian Straube - Universitätsmedizin Göttingen, Institut für Arbeit-, Sozial- und Umweltmedizin, Göttingen, Deutschland
  • Sheena Derry - University of Oxford, Pain Research and Nuffield Division of Anaesthetics, The Churchill, Oxford, UK
  • Jocelyn Ireson-Paine - Spreadsheet Factory, Stratfield Road, Oxford, UK
  • R. Andrew Moore - University of Oxford, Pain Research and Nuffield Division of Anaesthetics, The Churchill, Oxford, UK

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Graz, 26.-28.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocP05_07

doi: 10.3205/13gma044, urn:nbn:de:0183-13gma0447

Veröffentlicht: 20. August 2013

© 2013 Straube et al.
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Gliederung

Text

Die klinische Bewertung nicht objektivierbarer Symptome, z.B. Schmerzen, zu lehren, ist eine didaktische Herausforderung. Die Bewertung von Schmerzen erscheint komplex, denn erstens finden diverse Schmerzskalen Anwendung (visuelle Analogskala [VAS], numerische Bewertungsskala, verbale Bewertungsskala etc.). Zweitens lassen sich Schmerzen in verschiedenen Dimensionen beschreiben (Schmerzqualität, Schmerzintensität, Auswirkungen der Schmerzen auf die Lebensführung etc.). Drittens kann eine solche Beschreibung sowohl als Zustand zu einem Zeitpunkt als auch als Veränderung über die Zeit, z.B. über einen Behandlungszeitraum, erfolgen. In Studien und der klinischen Praxis sind daher viele verschiedene Verfahren der Schmerzbewertung in Gebrauch. Diese Komplexität erschwert das Verständnis. Aus didaktischer Sicht wäre eine einfache, universelle Regel wünschenswert. Hier wird der Frage nachgegangen, ob sich eine solche Regel formulieren lässt. Eine Verringerung der Schmerzintensität unter Therapie um mindestens 50% ist mit Verbesserungen in diversen anderen Lebensbereichen verbunden [1], [2]. Jüngst wurde eine Zustandsbeschreibung der Schmerzintensität als „nicht mehr als milde Schmerzen“, entsprechend 30 mm oder weniger auf der VAS (0–100 mm), als allgemein gültiges Kriterium vorgeschlagen [3]. Darauf aufbauend schlagen wir als einfache, universelle Regel vor, dass „mindestens 50% Schmerzreduktion und/oder höchstens 30 mm auf der VAS“ eine adäquate Schmerzkontrolle darstellt. Die Validität der vorgeschlagenen universellen Regel wird untersucht. Anhand ausgewählter Beispiele aus der Literatur zu verschiedenen Schmerzerkrankungen und neuer Analysen von Studien zur Behandlung der Fibromyalgie mit Pregabalin wird dazu beschrieben, dass 50% Schmerzreduktion und/oder höchstens 30 mm auf der VAS mit einem Benefit in diversen anderen (nicht direkt schmerzbezogenen) Lebensbereichen verbunden ist. Die Verwendung dieser einfachen, universellen Regel kann die klinische Bewertung von Schmerzen erleichtern. Die vorgestellte Vorgehensweise kann als Musterbeispiel für die Vereinfachung komplexer klinischer Themenfelder zwecks deren effektiver Vermittlung dienen.


Literatur

1.
Moore RA, Straube S, Paine J, Phillips CJ, Derry S, McQuay HJ. Fibromyalgia: Moderate and substantial pain intensity reduction predicts improvement in other outcomes and substantial quality of life gain. Pain. 2010;149(2):360-364. DOI: 10.1016/j.pain.2010.02.039 Externer Link
2.
Straube S, Moore RA, Paine J, Derry S, Phillips CJ, Hallier E, McQuay HJ. Interference with work in fibromyalgia: effect of treatment with pregabalin and relation to pain response. BMC Musculoskelet Disord. 2011;12:125. DOI: 10.1186/1471-2474-12-125 Externer Link
3.
Moore RA, Straube S, Aldington D. Pain measures and cut-offs - 'no worse than mild pain' as a simple, universal outcome. Anaesthesia. 2013;68(4):400-412. DOI: 10.1111/anae.12148 Externer Link