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Weiterbildung aus einem Guss: Die Rolle der Universitäten in der allgemeinmedizinischen Weiterbildung (Modell Hessen)
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Veröffentlicht: | 20. August 2013 |
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Hintergrund: Der Mangel an Hausärzten in Deutschland wird zunehmend prekärer. Die Gründe dafür liegen auf der einen Seite an einem wachsenden Bedarf (bspw. aufgrund der Alterung der Gesellschaft, Teilzeit-Arbeit der nachfolgenden Hausärzte, u.a.). Auf der anderen Seite sind eine als gering empfundene Attraktivität dieses Berufes und lange Weiterbildungszeiten (im Durchschnitt 9,5 Jahre anstelle der vorgesehen 5 Jahre) [1] zu beobachten. Letztere sind unter anderem auf die schlechten Bedingungen, wie unstrukturierte Rotationsmöglichkeiten, mangelnde Beratungsangebote und fehlende Möglichkeiten des Austausches untereinander zurückzuführen. In Hessen droht bis zum Jahr 2025 ein Mangel von mind. 1.500 Hausärzten (eigene Berechnungen). Auch im Vergleich mit den Nachbarländern ist die Qualität der allgemeinmedizinischen Weiterbildung in Deutschland weit unter dem europäischen Niveau [2].
Methode: Zur Bekämpfung des Hausarztmangels und zur Verbesserung der Weiterbildung Allgemeinmedizin haben in Hessen Anfang 2012 vier Partner einen Vertrag im Rahmen eines vom Hessischen Sozialministeriums initiierten „Pakts zur Sicherstellung der gesundheitlichen Versorgung“ geschlossen: Erstmals sind neben der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen, der Landesärztekammer Hessen und der Hessischen Krankenhausgesellschaft auch die allgemeinmedizinischen Einrichtungen der Universitäten Marburg und Frankfurt am Main mit fest definierten und allseits akzeptierten Rollen beteiligt. Die Zusammenarbeit wurde in einem Lenkungsausschuss vereinbart, der aus Vertretern der verschiedenen Partner besteht. Neben einer Koordinierungsstelle wurden zwei Kompetenzzentren Weiterbildung Allgemeinmedizin gegründet, die den Universitäten zugeordnet sind. Deren Hauptaufgaben sind die Sicherstellung eines nahtlosen Übergangs zwischen Aus- und Weiterbildung sowie die Konzeption, Gestaltung und Evaluation des Weiterbildungskollegs Allgemeinmedizin, bestehend aus einem Seminar- und Mentorenprogramm sowie einem Train the Trainer-Angebot. Daneben erhalten Ärzte in Weiterbildung (ÄiW) als auch Weiterbildungsverbünde eine individuelle Beratung zu allen die Weiterbildung betreffenden Fragen.
Schlussfolgerungen: Seit der Gründung der Kompetenzzentren und der Koordinierungsstelle wurden zehn Weiterbildungsverbünde in Hessen gegründet, weitere 15 Verbünde sind zurzeit im Aufbau. Das Weiterbildungskolleg Allgemeinmedizin der Kompetenzzentren ist im Februar 2013 gestartet. Bislang sind 50 ÄiW im Seminar- und Mentorenprogramm aufgenommen. Jedes Jahr beginnen mindestens zwei neue Kohorten mit jeweils 20–25 Teilnehmern. Die Seminare und Mentoringgruppen werden kontinuierlich evaluiert und verbessert.
In Hessen ist durch den Zusammenschluss der verschiedenen, an der Weiterbildung Allgemeinmedizin beteiligten Partner, erstmalig eine allumfassende Förderung der ÄiW Allgemeinmedizin unter bewusstem Einschluss universitärer Einrichtungen gelungen, welche als Modell auch auf andere Bundesländer übertragbar ist.
Literatur
- 1.
- Huenges B, Weismann N, Osenberg D, Klock M, Rusche H. Weiterbildung aus Sicht der (Haus-)ärzte von morgen. Z Allg Med. 2010;10:369-378. DOI: 10.3238/zfa.2010.0369
- 2.
- Panel of Invited International Experts. Specialty Training for General Practice in Germany. Hg. v. German College of General Practitioners and Family Physicians (DEGAM). 2009.