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Evaluation des Einsatzes neuer Experimente im Physikpraktikum für Mediziner
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Veröffentlicht: | 5. August 2010 |
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Hintergrund: In den Augen der Studierenden der Medizin besitzt das für sie verpflichtende physikalische Praktikum keine medizinische Relevanz. Auch wenn die im Praktikum behandelten physikalischen Begriffe und Gesetzmäßigkeiten in vielen Bereichen der Medizin benötigt werden, wird den Studierenden dieser fächerübergreifende Bezug im Rahmen des Praktikums nicht deutlich [1]. Da die Studierenden dies in den Evaluationen regelmäßig beklagen und sich dies negativ auf Arbeitsmoral und Motivation auswirkt, wurde versucht, dem durch eine Neukonzeption der Experimente zu begegnen.
Fragestellung und Methodik: In zwei Befragungen wurden die Lernziele und die gewünschte inhaltliche Ausrichtung des Physikpraktikums aus Sicht der Studierenden und der Lehrenden an der Ludwig-Maximilians-Universität München erhoben. Aufbauend auf diese Ergebnisse wurden in enger Zusammenarbeit mit Dozenten der Physiologie neue Experimente entwickelt und erprobt. Das methodische Konzept dieser Versuche zeichnet sich neben didaktisch sinnvollen und gut verständlichen Erklärungsansätzen durch eine permanente Betonung der medizinischen Relevanz aus. Dies geschieht während der Vorbereitung auf den Versuchstag, während des Experiments sowie im Rahmen der Auswertung und Interpretation der Messergebnisse. Um die Umsetzung dieses Konzepts aus Sicht der Studierenden zu testen, enthält der Fragebogen zur Evaluation des Physikpraktiums drei Fragen, welche eine Skala medizinische Relevanz bilden.
Da diese Neugestaltung nicht zulasten des Niveaus und des Umfangs des Physikpraktikums gehen soll, werden diese Aspekte im Rahmen der Evaluation ebenfalls überprüft.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Der von Seiten der Studierenden und Lehrenden geforderte inhaltliche Bezug des Physikpraktikums zur Physiologie wurde in neu entwickelten Versuchen zur Elektrizitätslehre umgesetzt. Während die neuen Experimente hinsichtlich des Schwierigkeitsgrades und des zeitlichen Umfangs konform zu den restlichen Versuchen des Physikpraktikums sind, benötigen die Studierenden signifikant weniger Zeit für die Vorbereitung auf den jeweiligen Versuchstag. Auch die Transparenz der medizinischen Relevanz hat sich mit sehr großer Effektstärke verbessert. Die Meinung der Studierenden zur Physik hat sich von einer negativen zu einer positiven Einstellung hin verändert. Dies äußert sich nicht nur durch eine verbesserte Arbeitsatmosphäre sondern auch dadurch, dass intensive Diskussionen zwischen den Studierenden der Medizin und den betreuenden Physikern über physiologische Fragestellungen unter physikalischen Gesichtspunkten stattfinden.