Artikel
Der Leistungscheck Uni Ulm für Zahnmediziner - ein fachspezifischer Progress-Test
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 5. August 2010 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Das anatomische Curriculum der Zahnmedizin in Ulm ist diskontinuierlich und enthält wenige Rückmeldungen in Form von Prüfungen (http://www.uniklinik-ulm.de/fileadmin/Kliniken/Zahnmedizin/ZMK/studienordnung.htm). Insbesondere im Hinblick auf das Physikum äußerten die Studierenden den Wunsch nach einer strukturierten Lernunterstützung [1]. Durch den „LeistungsCheck Uni Ulm für Zahnmediziner“ (LC), entwickelt vom Institut für Anatomie und Zellbiologie, erhalten Studierende der Zahnmedizin seit dem WS 09/10 ein regelmäßiges Feedback über ihren aktuellen Wissensstand in der Anatomie. Die Studie beschreibt die Entwicklung des LC, stellt den Stand und den Fortschritt des individuellen anatomischen Wissens fest und identifiziert Einflussfaktoren.
Methodik: Der LC wird zu Semesterbeginn gleichzeitig allen Studierenden der Vorklinik angeboten. Der Test basiert auf einem gewichteten Blueprint, der sich am Lernzielkatalog der Anatomie orientiert. Er besteht aus 100 Aussagen, deren Schwierigkeitsgrad mit der modifizierten Angoff-Methode [2] bestimmt wurde und das Niveau eines Physikumskandidaten zugrunde legt. Die Beurteilung der Aussagen erfolgt im true/false-Format [3] mit zusätzlicher „weiss ich noch nicht“-Option. Die Teilnehmer erhalten einen individuellen Ergebnisbericht mit dem Testergebnis in tabellarischer und grafischer Form, dessen Verhältnis zum eigenen Semester und zum Physikumssemester sowie dem Ergebnis in den einzelnen anatomischen Teilgebieten. Zusätzlich wurden Angaben zur Person, Vor- und Ausbildung, Selbsteinschätzung und Einstellung zum Leistungscheck abgefragt.
Ergebnisse: Der LC konnte mit geringen personellen und finanziellen Ressourcen bei einer Beteiligung von 88% erfolgreich eingeführt werden. Die Auswertung zeigt einen signifikanten Zuwachs des anatomischen Wissens im 3. und 4. Semester. Signifikant bessere Testergebnisse erzielen Muttersprachler, Studentinnen und Teilnehmer mit abgeschlossener Berufsausbildung. Die Selbsteinschätzung des anatomischen Wissens korreliert gut mit dem Testergebnis. Die Maluspunktzahl korreliert nicht mit der Selbsteinschätzung der Risikobereitschaft.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zeigen, dass sich das anatomische Wissen der Teilnehmer sprunghaft entwickelt und der empfundenen Kompetenz entspricht. Hohe Maluspunktwerte sind eher nicht ein Zeichen für eine hohe Risikobereitschaft, sondern für eine Fehleinschätzung der eigenen Kompetenz. Muttersprachler haben erwartungsgemäß einen kleinen Vorteil. Trotz eines umfangreichen anatomischen Lehrangebots von Studienbeginn an, bewirken erst Prüfungen im letzten Vorklinikabschnitt einen messbaren Wissenszuwachs.
Der LC gibt den Teilnehmern ein zuverlässiges Feedback mit der Möglichkeit, das eigene Lernverhalten zu adaptieren. Zudem lassen sich Lerneffekte fachspezifisch untersuchen und im Rahmen einer interdisziplinären Erweiterung des LC als Basis zur Optimierung des Lehrangebots heranziehen.
Literatur
- 1.
- Medizinische Fakultät der Universität Ulm. Bedarfsanalyse Studiengebühren, Auswertung Zahnmedizin. Ulm: Universität Ulm; 2009.
- 2.
- Verhoeven BH, van der Steeg AF, Scherpbier AJ, Muijtjens AM, Verwijnen GM, van der Vleuten CP. Reliability and credibility of an angoff standard setting procedure in progress testing using recent graduates as judges. Med Educ. 1999;3(11):832-837. DOI: 10.1046/j.1365-2923.1999.00487.x
- 3.
- Anderson J. Multiple choice questions revisited. Med Teach. 2004;26(2):110-113. DOI: 10.1080/0142159042000196141