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Das Erkennen und der Umgang mit Kommunikationsstörungen als clinical skill im Medizinstudium
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Veröffentlicht: | 5. August 2010 |
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Fragestellung: Kommunikationsstörungen sind weit verbreitete Erkrankungen http://www.asha.org/research/reports/speech_voice_language.htm). Nicht nur die Schwerhörigkeit, die als häufigste Sinnesstörung überhaupt bezeichnet werden kann, führt zu Einschränkungen der Kommunikationsfähigkeit, sondern auch Sprach- und Sprechstörungen als eigenständige Krankheitsbilder. Sprach- und Sprechstörungen treten in allen Altersstufen, zum Beispiel als Sprachentwicklungsstörungen, Aphasien, Dysarthrien oder Stottern auf. Die Wahrscheinlichkeit für einen Arzt, mit einem kommunikationsgestörten Patienten sprechen, die Störung einordnen und eine adäquate Therapie einleiten zu müssen, ist daher unabhängig vom Fachgebiet hoch.
Methodik: Im Rahmen des HNO/Phoniatrie-Pädaudiolgie-Praktikums im 8. Fachsemester wurde erstmals 2008 ein Praktikum "Kommunikationsstörungen" implementiert (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]). Die ersten acht Praktikumsgruppen mit insgesamt 85 Studierenden (50w, 35m) evaluierten die Veranstaltung.
Lernziele waren die Fähigkeit, Kommunikationsstörungen anhand einfacher Kriterien erkennen und einem Störungsbild zuordnen zu können sowie Techniken der Gesprächsführung mit kommunikationsbeeinträchtigten Patienten zu lernen und anzuwenden. Als Gesprächspartner stellten sich Patienten zur Verfügung, die aufgrund einer Gehörlosigkeit mit einem Cochlea-Implantat versorgt wurden. Pro Praktikumsgruppe konnten maximal 2 Studierende ein Patientengespräch führen; sie sollten dabei entweder eine hörstörungsspezifische Anamnese erheben oder dem Patienten einen vorher in der Gruppe vorbesprochenen Sachverhalt erläutern. Die anderen Studierenden konnten die Gespräche mittels Videoübertragung verfolgen und ihre Eindrücke bei der abschließenden Nachbesprechung schildern.
Die Evaluation erfolgte mittels standardisiertem Fragebögen, wobei die Fragen den Kategorien Struktur und Klarheit, Fachkompetenz, Engagement, Interessantheit, Angemessenheit des Niveaus, Interaktion und Motivation, ergänzende Materialien und Lernerfolg zugeordnet werden konnten. Angaben von 1 ("völlig unzutreffend") bis 7 ("völlig zutreffend") waren möglich. Zusätzlich konnte eine Note gemäß dem Punktesystem der gymnasialen Oberstufe vergeben werden.
Ergebnisse: Die Ergebnisse der Evaluation zeigt Tabelle 2 [Tab. 2]. Die besten Ergebnisse zeigten sich in den Kategorien Fachkompetenz und Engagement, die niedrigsten in Lernerfolg und Diskussion. Die Befragung von Patienten und Studierenden zeigte auf beiden Seiten eine hohe Zufriedenheit hinsichtlich der Gesprächsführung.
Schlussfolgerungen: Unserer Ansicht nach ist die Fähigkeit, Kommunikationsstörungen zu erkennen, um spezifische Maßnahmen einleiten zu können, eine wichtige Fertigkeit eines Arztes. Anamneseerhebung und Beratung setzen bei diesen Patienten spezielle kommunikative Fertigkeiten voraus. Für unser Praktikum wurden daher beide Aspekte als Lernziele gewählt und die studentische Evaluation zeigte in allen abgefragten Kategorien eine positive Beurteilung.