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Überbringen schlechter Nachrichten: Aufbau eines interdisziplinären Lehrprojekts
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Veröffentlicht: | 2. September 2009 |
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Einleitung: Die Vermittlung kommunikativer Kompetenz im Medizinstudium hält in Deutschland zunehmend Einzug in die Curricula. Dabei werden z.B. Grundlagen zur Gesprächsführung, das Erheben einer Anamnese oder auch komplexere Themen wie der Umgang mit Patienten in schwierigen Situationen gelehrt. Die Abteilung Allgemeinmedizin in Göttingen verfügt über langjährige Erfahrungen im Unterrichten kommunikativer Kompetenzen (Einführung neuer Unterrichtsmethoden in der Fakultät: Einsatz von Simulationspatienten und praktische Prüfungen). In diesem Rahmen wurden erstmalig gemeinsam mit der Abteilung Palliativmedizin Unterrichtseinheiten zum Thema „breaking bad news“ konzipiert und durchgeführt.
Methoden: Innerhalb des Wahl-Pflichtfaches „Palliativmedizin“ deckten zwei aufeinander folgende 90-minütige Seminar-Termine die relevanten theoretischen und praktischen Aspekte zum Thema „Überbringen schlechter Nachrichten“ ab; dabei sollten sowohl Haltungen, als auch Wissen und Fertigkeiten vermittelt werden. Anschließend wurden die Teilnehmer über die Qualität der Unterrichtseinheiten befragt (halbstandardisierter Fragebogen).
Konzept und Ergebnisse: Der Einstieg in das Thema wurde über einen vorgelesenen Dialog gewählt (Anfangsszene aus dem Roman „Gnade“, Linn Ullmann) und in Kleingruppen die verschiedenen Perspektiven der handelnden Personen reflektiert. Im Anschluss folgte ein Austausch über erlebte Situationen mit gelungener bzw. misslungener Kommunikation im Klinikalltag. Mit einem Impulsvortrag zur Kommunikation in „schwierigen Gesprächen“ endete der erste Termin. Zum zweiten Seminartermin wurde nach einer kurzen Einführung über Feedbackregeln wiederum in Kleingruppen gearbeitet: in zwei aufeinander folgenden Rollenspielen wurde das Überbringen einer Erst-Diagnose (Magenkarzinom) sowie ein späteres Krankheitsstadium (Rezidiv, Gespräch mit Angehörigem oder Therapiezieländerung zur Palliation) simuliert. Die Kleingruppen wurden von Ärzten (Allgemeinmedizin/Palliativmedizin) moderiert; dabei wurde auf das Einhalten eines standardisierten Ablaufs mit Einzel- und Gruppenfeedback geachtet. Den Schluss bildete eine Übung zum Überbringen einer telefonischen Todesnachricht an einen Angehörigen.
Die 12 an der Evaluation beteiligten Studierenden (7 davon weiblich) befanden sich zwischen dem 3. vorklinischen und 6. klinischen Semester. Insgesamt waren die Studierenden sehr zufrieden. Gelobt wurden die didaktischen Mittel, der subjektiv empfundene Lernzuwachs und das Engagement der Dozenten. Kritisiert wurde lediglich Zeitmangel im Zusammenhang mit den Rollenspielen.
Schlussfolgerungen: Das von Dozenten und Studierenden als sehr positiv beurteilte Konzept soll – unter Beteiligung zweier weiterer Abteilungen (Hämatologie/Onkologie und Psychosomatik) – als Pflichtseminar im 6. klinischen Semester etabliert werden.