gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

08.10. - 10.10.2009, Freiburg

Haben Studierende mit medizin-beruflicher Vorbildung einen „Wissensvorsprung“ im Studium?

Poster

  • author Anna Lena Schlüter - Goethe-Universität Frankfurt/Main, Dekanat des Fachbereichs Medizin, Frankfurt/Main, Deutschland
  • corresponding author Anwar Syed-Ali - Goethe-Universität Frankfurt/Main, Dekanat des Fachbereichs Medizin, Frankfurt/Main, Deutschland
  • author Frank Seibert-Alves - Goethe-Universität Frankfurt/Main, Dekanat des Fachbereichs Medizin, Frankfurt/Main, Deutschland
  • author Winand Dittrich - Goethe-Universität Frankfurt/Main, Dekanat des Fachbereichs Medizin, Frankfurt/Main, Deutschland
  • author Frank Nürnberger - Goethe-Universität Frankfurt/Main, Institut für Anatomie II (Experimentelle Neurobiologie), Frankfurt/Main, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung - GMA. Freiburg im Breisgau, 08.-10.10.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09gmaT2P041

doi: 10.3205/09gma041, urn:nbn:de:0183-09gma0411

Veröffentlicht: 2. September 2009

© 2009 Schlüter et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Im Rahmen der umfänglichen empirischen Begleitforschung zur Medizinerausbildung an der Goethe-Universität untersuchten wir den oft als Vorteil angeführten Zusammenhang zwischen einer medizinnahen Berufserfahrung und dem Studienerfolg in der Medizin. Diese Untersuchungen sind Teil einer weitergehenden Forschungsarbeit. In der Lehrforschung stellt dieses Gebiet ein offensichtliches Desiderat dar. Anstelle eines oft angenommenen einfachen Zusammenhangs vermuten wir, dass die Vorerfahrung sich differentiell auf die Studienleistungen auswirken wird. Erste Ergebnisse über den detaillierten Zusammenhang zwischen der beruflichen Vorerfahrung und dem Studienerfolg im ersten vorklinischen Semester werden in dieser Pilotstudie vorgestellt.

Als Kriterium für Erfolg analysierten wir zunächst die Bestehensquoten der zwei Gruppen (Studierende mit medizinisch-beruflicher Vorbildung = Gruppe 1/ Studierende ohne medizinisch-berufliche Vorbildung = Gruppe 2) bei insgesamt N = 341 Studierenden im ersten vorklinischen Semester in den Fächern Anatomie I, Biologie, Chemie und Physik (WS 2008/2009).

Die Ergebnisse zeigen an, dass nur in dem Leistungsnachweis Anatomie I eine bessere Besteherquote für diejenigen zu verzeichnen war, die vor dem Medizinstudium eine Ausbildung in einem medizinischen Bereich abgeschlossen haben (Gruppe 1: 91,7%; Gruppe 2: 84,7%). In den drei naturwissenschaftlichen Fächern dagegen konnte ein derartiger Unterschied nicht bestätigt werden, sondern eher ein gegenteiliger Trend für die Leistungsnachweise in Biologie (Gruppe 1: 89,6%; Gruppe 2: 94,1%), der Chemie (Gruppe 1: 75,0%; Gruppe 2: 88,4%) und der Physik (Gruppe 1: 71,7%; Gruppe 2: 82,1%). Die Ergebnisse der Besteherquote bestätigen sich ebenfalls durch die Prüfungsergebnisse für die jeweiligen beiden Gruppen in den einzelnen Fächern.

Wie vermutet, gibt es keinen generellen Vorteil einer medizinnahen Berufsvorbildung, sondern hier allein im Fach Anatomie. Dies überrascht insofern nicht, als hier eher nomenklatorisches Wissen von definierten, sichtbaren Strukturen gefragt ist. In den anderen Fächern stehen dagegen konzeptuelle, naturwissenschaftliche Kenntnisse und integratives Vermögen von modellhaften, nur mit ausgefeilter Methodik zu erfassenden – gewissermaßen abstrakten – Lehrinhalten im Vordergrund. Ferner könnten die anfängliche Motivation (Anatomie als medizinisches Fach im Gegensatz zu den Naturwissenschaften) und der durch die Ausbildung erworbene Überblick über das Fach eine Rolle spielen. Somit attestieren die Ergebnisse für die anderen erhobenen vorklinischen Leistungsnachweise (Biologie, Chemie, Physik) unsere Ausgangshypothese (geringe prädiktive Aussagekraft medizinisch-beruflich Vorgebildeter).

Die Annahme eines eher differenzierten Zusammenhangs bestätigt sich bereits im frühen Analysestadium und erfordert entsprechend detaillierte empirische Untersuchungen.