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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

08.10. - 10.10.2009, Freiburg

Lücken und Tabus in der internistischen Anamnese und körperlichen Untersuchung

Gaps and taboos in history taking and clinical examination in internal medicine

Vortrag

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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung - GMA. Freiburg im Breisgau, 08.-10.10.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09gmaT2V028

doi: 10.3205/09gma028, urn:nbn:de:0183-09gma0283

Veröffentlicht: 2. September 2009

© 2009 Mandraka.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Anamnese und körperliche Untersuchung gehören zum Handwerk des Humanmediziners. In der Universität Regensburg gibt es hierzu ein breites, z.T. curricular fixiertes und interdisziplinäres Lehrangebot. Dennoch schildern die für die Studierenden des Medizinisch Praktischen Jahres (MPJs) zuständigen Ärzte wiederholt Defizite im Bereich der Anamnese und körperlichen Untersuchung. Vor einer Umstellung oder Erweiterung des Lehrangebotes sollte untersucht werden, wo die Probleme liegen, um gezielte Verbesserungen planen zu können. Für die hier vorliegende Untersuchung wurde das Augenmerk auf Defizite bei Tabuthemen gelegt. Ausgewählt wurden die Erhebung einer Sexual- und Drogenanamnese (SA und DA) und die Durchführung einer rektal-digitalen Untersuchung (RDU).

Methodik: Die MPJs, die im Verlauf von 6 Monaten auf den drei Stationen der Medizinischen Klinik I eingeteilt waren, wurden mit einem speziell entwickelten Fragebogen anonym befragt und charakterisiert. Darüberhinaus wurden die Aufnahmebögen aller von diesen MPJs aufgenommen Patienten auf Erhebung einer SA und DA sowie auf Durchführung einer RDU überprüft.

Ergebnisse: Im Untersuchungszeitraum durchliefen 44 MPJs die Beobachtungsstationen. 38 (86,4%) – 20 Männer, 18 Frauen - beantworteten den Fragebogen. Die Selbsteinschätzung der Anamnese-Fertigkeiten zeigte geschlechtsspezifische Unterschiede: Frauen benoteten sich nach Schulnoten besser (2,2 vs. 2,6). Bei der körperlichen Untersuchung wurden häufig Defizite bei Herz- und Lungenauskultation und Abdomen-Untersuchung benannt, bei SA/DA/RDU nur selten oder nie. Ca. die Hälfte der MPJs gab an, selten oder nie eine SA (52,6%) bzw. DA (47,4%) zu erheben. 73,7% gaben Defizite bei der RDU an, 21,1% sagten, dass sie eine RDU nicht gelernt hätten. Männer führten laut eigener Angaben signifikant seltener eine RDU durch. Von den 1680 internistischen Patienten wurden 1178 (70,1%) primär von den MPJs aufgenommen. Bei der Kontrolle der Patientenaufnahmebögen zeigte sich, dass eine RDU bei 213 (18,1%) Patienten durchgeführt wurde. Eine DA wurde bei 89 (7,6%), eine SA bei 16 (1,4%) Patienten erhoben. Die Ergebnisse der studentischen Selbstwahrnehmung entsprachen den Auswertungsergebnissen der Aufnahmebögen.

Konklusion: Das bisherige Lehrangebot der Universität Regensburg führt nicht zu einer breiten Verankerung und Umsetzung der Lehrinhalte RDU, SA und DA. Die eigenen Defizite werden oft nur auf spezielle Nachfrage benannt. In der Zukunft bedarf es der spezifischen Umgestaltung, wobei unter anderem auch geschlechtsspezifische Unterschiede zu berücksichtigen wären.