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Medizin-plus in Greifswald - Forschen & Studieren im Einklang
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Eingereicht: | 15. Juni 2008 |
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Überarbeitet: | 6. August 2008 |
Angenommen: | 6. August 2008 |
Veröffentlicht: | 19. August 2008 |
Gliederung
Text
Zum Wintersemester 2007 hat die Universität Greifswald den Bachelor-Studiengang Biomedical Sciences eröffnet. Dieser gehört zum MD/PhD-Programm Medizin-plus, Greifswalds Angebot an die zukünftigen Ärztinnen und Ärzte, sich gründlich für die biomedizinische Forschung auszubilden.
Erfolgreiche biomedizinische Forschung erfordert die Zusammenarbeit von naturwissenschaftlich besonders qualifizierten Medizinern mit Naturwissenschaftlern, die in medizinischen Fragestellungen versiert sind. Die traditionellen Medizin- und Biologiestudiengänge greifen hier zu kurz und überlassen es dem einzelnen, sich für eine wissenschaftliche Karriere in der Hochschulmedizin zu qualifizieren. Ein geringes Interesse der Ärztinnen und Ärzte an Wissenschaft und Forschung ist eine Konsequenz, die allgemein beklagt wird.
Die Universität Greifswald will diese Lücke schließen. Im Diplomstudiengang Humanbiologie bildet sie Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler gezielt für die biomedizinische Forschung aus und ermöglicht es den Studierenden, sich bereits im dritten Studienjahr zu spezialisieren (Schwerpunktfächer Biochemie/Zellbiologie, Genetik, Humanökologie, Immunologie, Mikrobiologie/Virologie, Pharmakologie und Physiologie). Bei der bevorstehenden Umstellung auf ein konsekutives B.Sc./M.Sc.-Programm wird sich daran nichts ändern. Der Studiengang ist sehr stark nachgefragt, und die Absolventinnen und Absolventen gehören zu den Leistungsträgern der Forschung in der Greifswalder Medizin und anderswo.
Seit der Umsetzung der neuen Approbationsordnung vor fünf Jahren können auch Medizinstudenten neue Wege gehen: Die klinische Ausbildungsphase wurde in Studienjahren organisiert, und in den Stundenplan wurden zusammenhängende Freiräume zum strukturierten Selbststudium integriert. Greifswalder Studierende der Medizin können nun nach dem 3. Studienjahr 18 Monate kontinuierlich wissenschaftlich arbeiten; ihr Studium verlängert sich dadurch nur um 6 Monate. Dies gelingt im Prinzip durch die Zusammenlegung der traditionellen Semesterferien. Mehr als 10 Prozent der Greifswalder Studierenden wählen diesen Weg zum medizinischen Doktortitel. Die Medizinische Fakultät fördert sie dabei mit dem Gerhard-Domagk-Stipendienprogramm.
Die Möglichkeiten erweitern sich nochmals mit dem neuen MD/PhD-Programm Medizin-plus, an dem sich auch die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät beteiligt.
Medizin-plus besteht aus zwei Stufen:
- 1.
- In der ersten Phase erhalten ausgewählte Studierende parallel zum Medizinstudium (bzw. im Freiraum zum strukturierten Selbststudium nach dem 3. Studienjahr) eine vertiefte naturwissenschaftliche Ausbildung und erwerben den Grad eines Bachelors of Science in Biomedical Sciences. Hierdurch verlängert sich das Studium nicht.
- 2.
- Absolventinnen und Absolventen der Bachelorausbildung, die sich entscheiden, in ihrer Karriere einen Schwerpunkt auf die Forschung zu legen, können eine naturwissenschaftliche Doktorarbeit schreiben, die mit dem Grad eines Dr. rer. nat. abgeschlossen wird. Voraussetzung ist, dass sowohl im „Physikum“ als auch im Bachelor of Science die Abschlussnote 2,0 oder besser erzielt wurde. Die naturwissenschaftliche Promotionsausbildung dauert drei Jahre.
Danach setzen die Bachelors bzw. die Doktorinnen und Doktoren der Naturwissenschaften ihr Medizinstudium fort.
Gegenüber herkömmlichen deutschen MD/PhD-Programmen, bei denen erst nach Abschluss des Medizinstudiums geforscht wird, bietet Medizin-plus mehrere Vorteile: Erstens begeistern wir talentierte Studierende schon sehr früh für die Forschung, zweitens sehen die Absolventen den zweiten Teil ihres Medizinstudiums auch unter wissenschaftlichen Aspekten und vertiefen dadurch ihr medizinisches Verständnis und drittens schließen sie ihre lange Ausbildung zur Ärztin und Forscherin bzw. zum Arzt und Forscher mit dem Praktischen Jahr ab und können die dort erworbenen ärztlichen Fertigkeiten dann ohne Unterbrechung am Krankenbett anwenden. Das große Interesse am Medizinstudium in Greifswald und speziell an Medizin-plus stimmt optimistisch (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).