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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

02.10. - 05.10.2008, Greifswald

Abbau von Angst und Hemmung durch Standardisierte Patienten

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  • corresponding author Matthias Siebeck - Klinikum der Universität München, Chirurgische Klinik und Poliklinik - Innenstadt, München, Deutschland
  • Bärbel Schwald - Klinikum der Universität München, Chirurgische Klinik und Poliklinik - Innenstadt, München, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung - GMA. Greifswald, 02.-05.10.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Doc08gma23

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gma2008/08gma023.shtml

Eingereicht: 15. Mai 2008
Überarbeitet: 6. August 2008
Angenommen: 6. August 2008
Veröffentlicht: 19. August 2008

© 2008 Siebeck et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Fragestellung: Im Rahmen einer interdisziplinären Studie zum Erwerb komplexer Fertigkeiten in tabuisierten Bereichen des Arztberufes wird an der Ludwig-Maximilians-Universität München die rektale Untersuchung (RU) auch durch Standardisierte Patienten (SPs) unterrichtet. So soll der Erwerb komplexer Skills gefördert und eine vorhandene Hemmung der Studierenden vor der Durchführung der RU gesenkt werden.

Die Emotionspsychologie versteht emotionale Reaktionen als etwas Individuelles, das situativ als Reaktion auf ein bestimmtes auslösendes Ereignis entsteht, von der Lebensgeschichte des Einzelnen abhängt.

Negative Emotionen, wie Hemmung, lösen bei den meisten Menschen Vermeidungsverhalten aus, d.h. auslösende Situationen werden gemieden. Wenn dort Lernen statt finden soll, sind negative Emotionen hinderlich. Durch die Konfrontation mit der Situation wird der Lernende gezwungen, sich diesen Emotionen zu stellen.

Die Standardisierung von SPs wird durch Rollenskripts, Festlegung von Lernzielen und Beurteilungskriterien und pädagogische Schulungskonzepte in vielen Studien als gelungen beschrieben.

Neben der Frage nach der Effektivität dieser Unterrichtsmethode im Hinblick auf die Vermittlung von komplexen Fertigkeiten und dem Abbau von Angst und Hemmung vor dieser Art von Untersuchung, wird der Effekt, den einzelne SPs auf diese Variablen haben, untersucht.

Methodik: Alle SPs wurden durch medizinisches und psychologisches Fachpersonal geschult. An der Unterrichtseinheit RU am SP nahmen 188 Studierende der Humanmedizin im 4. Studienjahr teil, es wurden 11 SPs eingesetzt. Mit Hilfe eines zweifaktoriellen Designs wurde die Frage nach dem Effekt der einzelnen SPs auf den Erwerb komplexer Fertigkeiten und den Abbau von Hemmung überprüft. Die abhängigen Variablen zur Hemmung wurden durch eine Selbsteinschätzung der Studierenden mit Hilfe einer 6 stufigen-Likertskala erfasst. Wissen wurde durch MC-Fragen geprüft, eine Verhaltensanalyse zur Erfassung von gezeigten Fertigkeiten fand anhand einer Videoaufzeichnung statt.

Ergebnisse: Obwohl eine hohe Standardisierung der SPs erwartet werden kann, zeigen sich in der Selbsteinschätzung der Studierenden signifikante Unterschiede bei der Skala Hemmung in Bezug auf einzelne SPs. Post-hoc-Tests zeigen, dass sich bei 7 der 11 SPs signifikante Unterschiede in der Einschätzung der Studierenden bezüglich ihres Abbaus von Hemmung im Vergleich zu mindestens 2 weiteren SPs finden.

Schlussfolgerungen: Mit SPs lassen sich komplexe Fertigkeiten trainieren und Ängste abbauen. Allerdings scheinen unsere Standardtrainings zur Standardisierung der SPs (noch) nicht dazu zu führen, dass vergleichbare Effekte auf alle Variablen erzielt werden. Das eröffnet wichtige neue Fragen:

1.
Welche Merkmale haben SPs mit sehr starken positiven Effekten auf den Hemmungsabbau?
2.
Welche dieser Merkmale sind wie trainierbar?

Praktische Konsequenzen haben unsere Ergebnisse vor allem auch für die Verwendung von SPs in Prüfungen.