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Fakultätsinterne Prüfungen an den deutschen medizinischen Fakultäten
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Autoren
Eingereicht: | 12. Juni 2008 |
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Überarbeitet: | 6. August 2008 |
Angenommen: | 6. August 2008 |
Veröffentlicht: | 19. August 2008 |
Gliederung
Text
Mit der im Jahr 2002 novellierten ÄAppO gewannen fakultätsinterne Prüfungen im klinischen Studienabschnitt erheblich an Bedeutung. Um eine Übersicht zu gewinnen, wie sich dadurch die „Prüfungskultur“ an den medizinischen Fakultäten entwickelt hat, wurde 2007 vom Studiendekanat der Medizinischen Fakultät Heidelberg und dem Kompetenzzentrum für Prüfungen in der Medizin Baden-Württemberg im Auftrag des Medizinischen Fakultätentags (MFT) eine Umfrage zum Thema „fakultätsinterne Prüfungen“ an den medizinischen Fakultäten Deutschlands durchgeführt. Dazu wurde allen Studiendekanaten ein Fragebogen zugesandt, welcher Fragen zur zentralen Organisation, zu etwaigen Schwierigkeiten bei Prüfungsplanung und -durchführung sowie zu den derzeit verwendeten Prüfungsformaten (schriftlich, mündlich, praktisch) enthielt. Darüber hinaus wurde erfragt, ob für die Prüfungsaufgaben eine geregelte Begutachtung durch mehrere Fachvertreter durchgeführt wird und nach der Prüfung eine statistische Auswertung zur Beurteilung von Schwierigkeitsgrad und Trennschärfe erfolgt.
Der Rücklauf betrug 86% (31 der 36 medizinischen Fakultäten). Zu den von der ÄAppO geforderten 15 Leistungsnachweisen für die Vorklinik machten nur 28 Fakultäten, zu den 38 Fächern im klinischen Abschnitt 31 Fakultäten Angaben: In beiden Abschnitten des Studiums dominieren Klausuren mit MC-Fragen als Prüfungsformat. Strukturierte praktische Prüfungen werden dagegen nur bei weniger als 10% der Leistungsnachweise im vorklinischen Abschnitt, bei ca. 15% der Fächer im klinischen Abschnitt verwendet. Merkliche Unterschiede sind zwischen einzelnen Fächern festzustellen, so wird z. B. im Fach Chirurgie bereits an 7 Fakultäten ein OSCE, im Fach Frauenheilkunde hingegen bisher keiner durchgeführt. Ein geregeltes Begutachtungsverfahren der Prüfungsaufgaben sowie teststatistische Auswertungen erfolgen bei ca. 40% der Prüfungen.
Zusammenfassend folgt aus den Ergebnissen, dass zwar an einer Reihe von Fakultäten erhebliche Anstrengungen zur Durchführung qualitativ hochwertiger Prüfungen unternommen werden, sich aber die durch die ÄAppO geforderte höhere Praxisorientierung des Studiums noch nicht hinreichend bei der Leistungsbeurteilung abbildet, die Integration von Prüfungen als wesentlicher Bestandteil der Lehre häufig noch nicht erfolgt und die Einhaltung internationaler Mindeststandards bei der Leistungsmessung zweifelhaft ist.
Als Maßnahmen zur qualitativen Verbesserung der fakultären Prüfungen werden Schulungen und universitäre Kooperationen zur logistischen und inhaltlichen Etablierung praxisnaher Prüfungsformen, die Festlegung adäquater Qualitätsstandards, insbesondere für die benoteten Leistungsnachweise im klinischen Studienabschnitt sowie die Bildung von Prüfungsverbünden der medizinischen Fakultäten als notwendig erachtet.