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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

16.11. - 18.11.2007, Hannover

Propädeutikum an der Medizinischen Hochschule Hannover: Themenwoche Brustkrebs

The breast cancer week of the preparatory course for first year medical students in Hannover: breast cancer week

Vortrag/Lecture

  • corresponding author Eva Hummers-Pradier - Medizinische Hochschule Hannover, Abt. Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland
  • author Andreas Frewer - Medizinische Hochschule Hannover, Abt. Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin, Hannover, Deutschland
  • author Gerald Neitzke - Medizinische Hochschule Hannover, Abt. Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin, Hannover, Deutschland
  • author Brigitte Lohff - Medizinische Hochschule Hannover, Abt. Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin, Hannover, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung - GMA. Hannover, 16.-18.11.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gma198

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gma2007/07gma198.shtml

Veröffentlicht: 14. November 2007

© 2007 Hummers-Pradier et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: An der Medizinischen Hochschule Hannover wurde mit dem Studienjahr 2005/2006 für alle Studierenden (n=270) des Jahrgangs ein praxisorientierter Modellstudien-gang eingeführt. Für die Erstsemesterstudenten wurde zur Einführung in die Medizin ein Propädeutikum entwickelt. In jeder der insgesamt 5 Themenwochen wurden anhand eines Krankheitsbilds verschiedene klinische und Grundlagenfächer und ihre Zusammenarbeit vorgestellt. Das Thema der 3. Propädeutikumswoche war Brustkrebs mit dem Schwerpunkt auf patientenzentriertem ärztlichem Handeln.

Methoden: : Die Brustkrebswoche wurde von den Leiterinnen der Abteilungen Allgemeinmedizin und Ge-schichte, Ethik und Philosophie der Medizin in Anlehnung an das einheitliche Grundschema aller Propädeutikumswochen koordiniert. Zwei Patientinnen des Brustzentrums der MHH stellten zunächst in einem moderierten Gespräch mit einem Arzt der Frauenklinik sich und ihre Krankengeschichte vor. In mehreren Vorlesungen wurden dann Anatomie, Zellbiologie und Genetik von Brustkrebs mit besonde-rem Fokus auf (Selbst-)Untersuchungstechniken und Beratung von Risikopatientinnen the-matisiert sowie die psychologischen und sozialen Auswirkungen einer Krebserkrankung er-läutert. Vertreter der klinischen Fächer stellten, z.T. ebenfalls mit Vorstellung von Patientinnen im Hörsaal, die Behandlungsoptionen vor. Rehabilitative Ansätze und die Problematik des Mammografiescreenings wurden ebenso diskutiert wie die Behandlung am Lebensende. In Hausaufgaben und praktischen (Rollenspiel-)Übungen in Seminargruppen wurden Kom-munikationsstrategien (Überbringen schlechter Nachrichten) erarbeitet. Patientinnen aus Selbsthilfegruppen stellten sich für Gesprächsübungen und eine Podiumsdiskussion zu Verfügung. Die Lehrveranstaltung wurde nach der in der Medizinischen Hochschule üblichen Standardmethodik evaluiert.

Ergebnisse: Mit dem Brustkrebs-Propädeutikum gelang es, bereits am Anfang des Studiums eine Verzahnung von biologischen und sozialwissenschaftlichen Grundlagenfächern mit kli-nischen Disziplinen vorzunehmen und die Studierenden für ein ganzheitliches, patientenori-entiertes Vorgehen mit Berücksichtigung der individuellen Patientenperspektiven zu sensibi-lisieren. Die Studierenden beteiligten sich sehr aktiv, die Veranstaltung wurde insgesamt sehr gut beurteilt. Einige Studierende kritisierten die starke psychosoziale Orientierung und wünschten eine noch stärkere Einbindung der Grundlagenfächer. Auffallend war die bereits am Anfang des Studiums sehr stark abstrahierende, distanzierte Sprache der Studierenden, denen es überwiegend schwer fiel, z.B. eine patientenfreundliche Informationsschrift zu ver-fassen. Positiv fielen das hohe Engagement und der überwiegend sehr sensible Umgang der Studierenden mit den anwesenden Patientinnen auf.

Schlussfolgerung:: Das Propädeutikum mit einer an Patientenfällen orientierten fachübergreifenden Lehre wurde von den Studierenden im Erstsemester sehr gut angenommen. Z.T. wurde eine stärkere Verzahnung mit Grundlagenfächern des ersten Studienjahres gewünscht. Das große Interesse der Studierenden an klinischen Bezügen und patientenzentrierter Kommunikation sollte bei der weiteren Planung des Curriculums berücksichtigt wer-den.