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Fakultätsweite anonymisierte Online-Evaluation als Grundlage für Qualitätssicherung und Benchmarking in der Lehre
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Veröffentlicht: | 14. November 2007 |
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Die Evaluation von Lehrveranstaltungen muß als integraler Bestandteil einer jedweden curricularen Innovation angesehen werden. Als Instrument des Qualitätsmanagements ist sie im Hochschulrahmengesetz festgeschrieben und erlangt durch die leistungsbezogene Mittelvergabe zunehmende Bedeutung. Neben inhaltlichen Faktoren wie Validität und Reliabilität sind auch die logistisch-strukturellen Rahmenbedingungen maßgeblich. Die Evaluation muß kostengünstig umsetzbar und ihre Ergebnisse müssen zeitnah verfügbar sein. Darüber hinaus stellt die Wahrung der Anonymität der Befragten ein wichtiges Kriterium für die Validität der erhobenen Daten dar. Um aussagekräftige Schlußfolgerungen ziehen zu können, ist jedoch eine möglichst große Stichprobe anzustreben, wie sie nur über eine Teilnahmeverpflichtung erreicht werden kann.
Traditionelle Papier-basierte Evaluationsverfahren erscheinen aufgrund geringer Rücklaufquoten, eines hohen logistischen Aufwands und geringer Zeitnähe nicht für einen breiten Einsatz geeignet. Ziel des hier vorgestellten Projekts war daher die Konzeption und Einführung eines web-basierten Evaluationsinstruments, das diese Anforderungen konsequent erfüllt.
Eine auf Basis der Open Source-Plattform LAMP (Linux, Apache, MySQL, Perl) implementierte Web-Anwendung wurde für die Evaluation eingesetzt. Die Anmeldung der Teilnehmer erfolgt anonym über selbst zugewiesene Nutzerkennungen. Die fakultätsweite Evaluation wird mit einem einfachen, je Veranstaltung ausschließlich aus 3 Items bestehenden Fragebogen durchgeführt. Nach Abschluß der Evaluationsperiode können mit dem System Barcode-basierte Bescheinigungen generiert und ausgedruckt werden, mit denen eine rein quantitative Kontrolle der Evaluationsleistung ohne Aufhebung der Anonymität der Teilnehmer möglich ist. Die Vorlage zertifizierter Evaluationsbescheinigungen wurde zum Pflichtkriterium für die Scheinvergabe gemacht, um eine adäquate Rücklaufquote zu erreichen. Die Zertifizierung kann darüber hinaus als Filterkriterium verwendet werden, um mißbräuchlich in das System eingegebene Evaluationsdaten bei der Auswertung auszuschließen.
Das System wird an der Medizinischen Fakultät der Universität Münster seit dem Wintersemester 2001 für die Gesamtevaluation der curricularen Lehre eingesetzt. Im Verlauf von 12 Semestern wurden knapp 12.000 anonyme Nutzerkennungen eingerichtet, über die mehr als 2000 Veranstaltungen rund 200.000 mal belegt und zu 86% zertifiziert wurden. Dabei ist bei einer anzunehmenden Semesterstärke von ca. 130 Studierenden von einem prozentualen Rücklauf von über 90 % auszugehen. Die Ergebnisse der Evaluation fließen seit dem Sommersemester 2002 als Kofaktor in die leistungsbezogene Mittelvergabe in der Lehre ein.
Durch eine integrierte Messaging-Funktion wurde eine vollständig anonymisierte bidirektionale Kommunikation zwischen Teilnehmern und Lehrenden etabliert, welche pro Semester knapp 7000 Freitextkommentare verfügbar macht.