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Rheumatologie interaktiv: Evaluation eines Team-basierten Unterrichts für Studenten und Ärzte
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Veröffentlicht: | 14. November 2007 |
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Projekt 1
Kleingruppenunterricht in Tutorien ist an der Medizinischen Fakultät der LMU München seit der Studienreform nach dem Munich-Harvard-Modell (1998) ein fester Bestandteil im Curriculum der Medizinstudenten aller klinischen Semester. An der Rheuma-Einheit der Medizinischen Poliklinik wurden über 18 Monate Studenten und Ärzte durch eine modifizierte Form dieser neuen Art der Aus- und Weiterbildung unterrichtet.
Unter dem Motto ,,Rheumatologie interaktiv“ wurde ein Team-basierter Unterricht konzipiert, an dem insgesamt 127 Studenten des 2.klinischen Semesters und 73 Ärzte verschiedener Fachrichtungen in 10 Kursen teilnahmen, davon 4 Studenten- und 6 Ärztekurse.
Dabei wurden zu rheumatologischen Fallpräsentationen MC-Fragen in Kleingruppen von max.6 Personen diskutiert mit Festlegung auf eine gemeinsame Lösung, welche wiederum mit denen der anderen Kleingruppen verglichen und bei unterschiedlichen Antworten gegenseitig begründet werden mussten.
Alle Kurse wurden von den Teilnehmern anhand von Evaluationsbögen bewertet. Auf einer Skala von 1 bis 10 konnten Bewertungen in verschiedenen Kategorien vergeben werden. Die Kategorien umfassten u.a. Fragen zur Motivation während der Lehrveranstaltung, zum Lerneffekt im Vergleich mit konventionellen Lehrveranstaltungen, zur Qualität der Veranstaltung sowie zur Effizienz des Team- basierten Lernens (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).
Ergebnisse: Die Zwischenauswertung der Evaluationsbögen zeigte zwei signifikante Ergebnisse. Zum einen bewerten Ärzte die angebotene Lehrmethode insgesamt signifikant besser als Studenten (siehe Abbildung 3A). Mit einer Ausnahme (Kategorie "Überblick“) spiegelt sich die signifikant bessere Gesamtbewertung durch die Ärzte in allen evaluierten Kategorien wieder (siehe Abbildung 2 [Abb. 2]).
Zum anderen zeigt sich innerhalb der Ärzteschaft, dass Allgemeinmediziner die Veranstaltung insgesamt besser bewerten als Rheumatologen. Internisten liegen mit ihrer Gesamtbewertung zwischen Allgemeinmedizinern und Rheumatologen ohne signifikanten Unterschied im Vergleich mit den Rheumatologen (siehe Abbildung 3B [Abb. 3]).
Projekt 2
Basierend auf diesem Pilotprojekt sowie vor dem Hintergrund einer geplanten Fortbildungskampagne der Rheumaeinheit München im Rahmen der integrierten Versorgung wird derzeit eine zweite Fortbildungsstaffel innerhalb der ärztlichen Weiterbildung zum Thema "Diagnostik und Therapie der Früharthritis“ evaluiert. Die Lehr- und Lernmethotik des interaktiven, Team-basierten Lernens wird im Vergleich zu konventionell gehaltenen Weiterbildungsveranstaltungen (im Referat-Stil) wiederum Anhand des Evaluationsbogen beurteilt, zusätzlich wird ein rheumatologischer Vor- und Nach-Wissenstest zur Objektivierung des Wissenszuwachses ausgewertet.
Bei identischen Fortbildungsinhalten (zwei exemplarische Fallpräsentationen aus der klinisch-internistischen Rheumatologie) wurden bislang in zwei interaktiven Veranstaltungen insgesamt 37 Ärzte und in einer konventionellen 32 Ärzte (überwiegend Allgemeinmediziner und Internisten) weitergebildet.
Die Zwischenergebnisse der Auswertung der Evaluationsbögen zu den interaktiven Veranstaltungen zeigen ähnlich dem Pilotprojekt wiederum eine sehr gute Akzeptanz der Lehrmethodik in der gesamten Ärzteschaft: Gesamtnote der Veranstaltung in Landsberg 1,78 und in München 1,66.
Die Auswertung des Vor- und Nach-Wissenstestes ergibt in beiden interaktiven Veranstaltungen jeweils ein deutlich besseres Ergebnis gegenüber der konventionellen Fortbildung (siehe Abbildung 4 [Abb. 4]), so dass ein größerer Wissenszuwachs durch das Team-basierte Lernen zu belegen ist.
Diskussion:
Das konkrete diagnostische und therapeutische Vorgehen bei komplexen rheumatologischen Erkrankungen wird oft erst in der Diskussion im Kollegenkreis,oft in interdisziplinärer Zusammenarbeit festgelegt.
Durch die vorgestellte Fall- bezogene Bearbeitung rheumatologischer Fragestellungen soll dieser für Studenten und junge Kollegen besonders nachhaltige Lerneffekt gezielt gefördert werden.
Die durchwegs schlechtere Bewertung des vorgestellten Unterrichts durch Studenten interpretieren wir am ehesten als Ausdruck einer mangelnden rheumatologischen Vorkenntnis der Studenten. Als Konsequenz wurde inzwischen der Studentenkurs erweitert durch Voranstellen von Übersichtsveranstaltungen zu den Erkrankungskomplexen des rheumatologischen Formenkreises (siehe Abbildung 5 [Abb. 5]).
Von der interaktiven, Team-basierten Fortbildung profitieren v.a. Allgemeinmediziner, als auch Internisten während die Attraktivität mit weiterer Spezialisierung offenbar wieder nachlässt. Weitere Evaluationen in Zukunft sollen zu einer Optimierung dieser neuen Lehr- und Lernform beitragen.