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23. Jahrestagung der Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie (GAA)

Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie

24.11. - 25.11.2016, Bochum

Arzneimittelversorgungsforschung in Apotheken: Pilotstudie zur Anwendung und Sicherheit von Arzneistoffen nach der Freistellung aus der Verschreibungspflicht

Meeting Abstract

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Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie e.V. (GAA). 23. Jahrestagung der Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie. Bochum, 24.-25.11.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16gaa24

doi: 10.3205/16gaa24, urn:nbn:de:0183-16gaa241

Veröffentlicht: 23. November 2016

© 2016 Janhsen et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Es ist nur wenig bekannt, aus welchen Gründen Patienten verschreibungsfreie Arzneimittel erwerben (Werbung, Hinweise des Arztes/ der Apotheke...). Auch gibt es kaum Untersuchungen zu Anwendung, bestimmungsgemäßem Gebrauch und Arzneimittelsicherheit in der Selbstmedikation. Gerade in der Selbstmedikation ist aber die Pharmakovigilanz von besonderem Interesse, da Ärzte die Therapie seltener kontrollieren. Daneben gibt es wenige Informationen darüber, inwieweit kürzlich aus der Verschreibungspflicht entlassene Arzneimittel in der Apotheke besonders behandelt werden.

Material und Methode: Im Rahmen der Pilotstudie wurden folgende Arzneistoffe betrachtet: Orlistat, Almotriptan, Naratriptan, Omeprazol, Pantoprazol. Es wurden jeweils substanzbezogen Fragebögen erarbeitet, die aus zwei Teilen bestanden. Nach einem Pretest wurden die Fragebögen den teilnehmenden Apotheken zur Verfügung gestellt.

Mit dem ersten Teil wurden unmittelbar beim Kauf des Arzneimittels Informationen zu Einflussfaktoren der Kaufentscheidung, Kenntnissen zum Produkt und genannte Diagnosen erfragt. Die Fragen des zweiten Teils bezogen sich vor allem auf Verträglichkeit, Anwendungsweise und Behandlungserfolg der einzelnen Arzneistoffe. Die Antworten des zweiten Teils wurden daher etwa zwei Wochen nach dem Kauf und in der Regel telefonisch erfragt.

In die Studie wurden alle volljährigen Apothekenkunden einbezogen, die ein Selbstmedikationspräparat in einer teilnehmenden Apotheke erwerben, das einen der zu betrachtenden Wirkstoffe enthält und die ausreichende Sprachkenntnisse und Sprachverständnis haben, um die Fragen zu verstehen und zu beantworten.

Ergebnisse: Die Teilnahmebereitschaft der Apothekenkunden lag substanzabhängig für den ersten Teil der Fragen bei etwa 50 %, der Rücklauf des zweiten Bogens war deutlich schlechter. Orlistat wurde im Studienzeitraum nur sehr wenig verkauft, die acht angesprochenen Kunden zeigten sich alle teilnahmebereit für den ersten Teil, der Rücklauf für den zweiten Teil der Fragen war wiederum deutlich schlechter. Die Anwendung der Protonenpumpenhemmer erfolgte in der Regel indikationsgerecht und entsprechend der Angaben der Packungsbeilage. Die Mittel wurden gut vertragen, die Kunden waren mit der Wirkung zufrieden bzw. sehr zufrieden und würden das jeweilige Mittel wieder erwerben. Triptane wurden nicht immer indikationsgerecht eingesetzt, die Diagnose Migräne wurde nicht in allen Fällen durch einen Arzt bestätigt, auch wurden nicht alle Kunden durch die Apothekenmitarbeiter nach der Abklärung durch den Arzt gefragt. Die meisten Anwender stellten einen deutlich positiven Nutzen für sich fest, haben die Präparate gut vertragen und würden das jeweilige Mittel erneut erwerben. Mit der Beratung, Aufklärung zu Wirkung und Risiken durch die Apotheken für alle Arzneistoffe waren die befragten Kunden gut zufrieden.

Schlussfolgerung: Die teilnehmenden Apotheker bescheinigten die gute Handhabbarkeit und gute Umsetzbarkeit der Instrumente bzw. der Studieninhalte, d.h. Fragen und Aufbau waren gut zu erfassen, Sprache und Wortwahl gut verständlich.

Apotheken zeigen grundsätzlich große Teilnahmebereitschaft, die Umsetzung war trotzdem nicht in jeder Apotheke möglich. Gründe dafür waren Zeitmangel (v.a. bedingt durch Rabattverträge der Krankenkassen, gesetzliche Änderungen), Personalmangel, zu geringer Umsatz für die einzelnen Wirkstoffe bei den Teilnehmern.

Für weitere Untersuchungen könnte der Untersuchungszeitraum kürzer sein. Bei der Auswahl der teilnehmenden Apotheken sollten noch intensiver die personelle Ausstattung der Apotheken der Umsatz der Zielwirkstoffe beachtet werden. Insgesamt liegt hier jedoch eine geeignete Methode vor, die Pharmakovigilanz im Bereich der Selbstmedikation zu steigern.