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20. Jahrestagung der Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie (GAA)

Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie

05.12. - 06.12.2013, Düsseldorf

Behandlungsprävalenz der HIV-Infektion in der PKV

Prevalence of HIV treatment in PHI

Meeting Abstract

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Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie e.V. (GAA). 20. Jahrestagung der Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie. Düsseldorf, 05.-06.12.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13gaa06

doi: 10.3205/13gaa06, urn:nbn:de:0183-13gaa065

Veröffentlicht: 25. November 2013

© 2013 Wild et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Umfangreiche Daten zur Prävalenz von HIV in Deutschland werden regelmäßig vom Robert-Koch-Institut (RKI) veröffentlicht. Danach leben hierzulande etwa 78.000 Personen mit HIV/AIDS. Dies entspricht einer Prävalenz von 95,4 auf 100.000 Personen. Damit sind rund 0,1% der Bevölkerung HIV-infiziert. Die Zahl der Neuinfektionen liegt derzeit bei rund 3.400 Fällen pro Jahr. Das RKI schätzt, dass etwa 50.000 HIV-Infizierte eine antiretrovirale Arzneimitteltherapie erhalten. Eine Aufteilung der HIV-Infizierten nach Kostenträgern (GKV/PKV) nimmt das RKI allerdings nicht vor. Im Rahmen dieser Studie wird erstmalig die Prävalenz und Inzidenz der HIV-Infektion in der PKV untersucht.

Material und Methoden: Der Untersuchung liegen die Arzneimittelverordnungsdaten der Privatversicherten des Jahres 2011 zu Grunde. Dieser Datensatz basiert auf den bei den PKV-Unternehmen zur Erstattung eingereichten Arzneimittelrechnungen. Ein Versicherter wird als HIV-Infizierter definiert, wenn er im Beobachtungsjahr mindestens ein antiretrovirales Medikament zur HIV-Therapie erhalten hat. In die Untersuchung sind Arzneimitteldaten von zehn PKV-Unternehmen eingegangen, die 4,5 Millionen bzw. 49,4% der Privatversicherten einschließen. Auf Basis dieser Sekundärdaten ist ein HIV-Fall somit eindeutig identifizierbar, was eine erstmalige Analyse der alters- und geschlechtsabhängigen Verteilung der HIV-Infizierten in der PKV ermöglicht. Ergänzt wird die Auswertung durch die „AIDS-Statistik“ des PKV-Verbandes, bei der es sich um eine jährliche Vollerfassung der in der PKV bekannt gewordenen HIV-Infektionen und HIV-bedingten Sterbefälle handelt.

Ergebnisse: Im Beobachtungszeitraum 2007 bis 2011 sank die Zahl der neu bekannt gewordenen HIV-Fälle in der PKV um 12% (absolut: –92) auf 673. Trotz dieses Rückgangs ist die Gesamtzahl der HIV-infizierten Privatversicherten gestiegen. Im Jahr 2011 erhielten 7.624 Versicherte eine HIV-Therapie. Dies sind 32% (+1.888) mehr als im Jahr 2007. HIV-Infektionen kommen in allen Altersgruppen vor, wobei der Gipfelpunkt in der PKV bei den 41- bis 50-Jährigen liegt. Die Prävalenz bei Männern ist 4,5-mal höher als bei den Frauen. Dies gilt allerdings nur im Durchschnitt und nicht über alle Altersgruppen. Im Jahr 2011 gab es bei den 11- bis 20-Jährigen fast doppelt so viele infizierte weibliche wie männliche Versicherte. 255 HIV-Infizierte in der PKV hatten das 70. Lebensjahr und 42 sogar das 80. Lebensjahr überschritten.

Schlussfolgerung: Die verbesserten Behandlungsmöglichkeiten führen per se zu einem Anstieg der Zahl der HIV-Fälle. Die Ergebnisse der PKV-Sekundärdatenanalyse unterstreichen die Notwendigkeit gezielter Präventions- und Aufklärungsmaßnahmen in zwei Bereichen: Zum einen erhöht sich mit der steigenden Lebenserwartung von HIV-Infizierten auch der Anteil der hochbetagten HIV-positiven Versicherten. Hieraus erwachsen neue Herausforderungen, wie zum Beispiel im Zusammenhang mit der Behandlung von „Alterskrankheiten“ oder im Umgang mit HIV-Infizierten in Pflegeheimen. Zum anderen ist die HIV-Prävalenz bei jungen Mädchen auffallend hoch im Vergleich zu den gleichaltrigen Jungen.


Literatur

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Robert-Koch-Institut. HIV-Infektionen und AIDS-Erkrankungen in Deutschland - Bericht zur Entwicklung im Jahr 2011 aus dem Robert Koch-Institut. Epidemiologisches Bulletin Nr. 28 vom 16.07.2012,
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4.
Freedberg KA, Losina E, Weinstein MC, Paltiel AD, Cohen CJ, Seage GR, Craven DE, Zhang H, Kimmel AD, Goldie SJ. The cost effectiveness of combination antiretroviral therapy for HIV disease. N Engl J Med. 2001 Mar;344(11):824-31. DOI: 10.1056/NEJM200103153441108 Externer Link